Empörung über Migrationsbeauftragte Union attackiert Özoguz für Kritik an Salafisten-Razzia

Berlin · War die Großrazzia gegen islamistische Terror-Werber in Deutschland ein Erfolg? Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung sieht die Aktionen skeptisch – und erntet dafür scharfe Kritik aus den Reihen der CSU.

 Aydan Özoguz ist Migrationsbeauftragte der Bundesregierung.

Aydan Özoguz ist Migrationsbeauftragte der Bundesregierung.

Foto: dpa

War die Großrazzia gegen islamistische Terror-Werber in Deutschland ein Erfolg? Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung sieht die Aktionen skeptisch — und erntet dafür scharfe Kritik aus den Reihen der CSU.

Mit ihrer Mahnung zu "Augenmaß" bei der Verfolgung von Islamisten hat die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydanz Özoguz, einen Sturm der Entrüstung in der Union ausgelöst. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warf der SPD-Politikerin vor, sie liege mit ihrer Warnung völlig daneben: "Auch nur anzudeuten, dass Sicherheitsbehörden hier willkürlich vorgegangen sein könnten, schürt massives Misstrauen gegen unsere Sicherheitsorgane", sagte der CSU-Politiker der "Berliner Zeitung".

Die Polizei war am Dienstag mit einer Großrazzia in zehn Bundesländern gegen die salafistische Gruppierung "Die wahre Religion" vorgegangen, die zuvor vom Innenministerium verboten worden war. Özoguz hatte sich danach skeptisch über die Erfolgsaussichten solcher Razzien geäußert.

Ob das ein richtiger Weg sei, das müssten die Sicherheitsbehörden wissen, sagte Özoguz dem TV-Sender Phoenix. Wenn nichts herauskomme, hinterlasse das Spuren. Man müsse bei der Verfolgung von Islamisten mit "sehr großem Augenmaß" vorgehen, damit es nicht heiße, es werde willkürlich in Moscheen eingedrungen.

Daraufhin hatte bereits CDU-Generalsekretär Peter Tauber die Migrationsbeauftragte scharf angegriffen: "Gegen Islamisten ist kein Augenmaß gefragt, sondern die volle Härte des Gesetzes", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Anstatt unseren Sicherheitsbehörden für ihre hervorragende Arbeit zu danken, tritt ihnen Frau Özoguz vors Schienbein."

CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt warf Özoguz vor, sie habe offenbar ihrerseits jedes Augenmaß verloren. "Falsch verstandene Toleranz" sei völlig fehl am Platz, wenn es um die Sicherheit der Menschen in Deutschland gehe, sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die Organisation "Die wahre Religion" habe verfassungsfeindliche Ideologien verbreitet und Jugendliche radikalisiert.

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, nannte es "unfassbar", wie Özoguz dem Bundesinnenminister und den Sicherheitsbehörden in den Rücken falle. "Frau Özoguz spricht von Willkür - so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Hier sei ein klärendes Wort der Bundeskanzlerin nötig.

Die Migarationsbeauftragte reagierte am Mittwochmorgen auf die Kritik an ihren Aussagen und bemühte sich um Klarstellung: "Ich will nicht missverstanden werden: Ich habe großes Vertrauen in die Arbeit unserer Sicherheitsbehörden", teilte sie in einer Erklärung mit. "Jeder erfolgreiche Schlag gegen radikale Salafisten ist wichtig und ein großer Erfolg im Kampf gegen religiösen Extremismus."

Razzien allein könnten "die Radikalisierung vor allem junger Leute aber nicht verhindern, dazu braucht es vor allem mehr Präventionsarbeit. Den Kampf gegen Islamisten können wir zudem nur gemeinsam mit den Muslimen gewinnen", hob Özoguz außerdem hervor.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, begrüßte das Verbot des Salafisten-Vereins. "Das dient dem Schutz aller Bürger - übrigens auch dem der Muslime", sagte Mazyek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Er warnte aber zugleich vor der Gefahr, dass sich die Szene jetzt noch weiter radikalisiere: "Einige Anhänger könnten sogar in den Untergrund gehen."

Die Großrazzia vom Dienstag könnte nach Einschätzung von Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) Strafverfahren nach sich ziehen. "Es wurde jede Menge Beweismaterial sichergestellt. Es ist möglich, dass daraus auch noch Strafverfahren werden", sagte Jäger den "Ruhr Nachrichten".

(mro/dpa/AFP)
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