Rosenmontag in Leverkusen Opladener Zoch - voller Humor

Leverkusen · Schöne Bescherung mitten im Februar für Zugleiter Manfred Luxem: 40.000 Jecken sahen den Rosenmontagszug und hatten vor allem eines zu bestaunen - richtig viele Gags.

Die Besucher des Opladener Rosenmontagszuges mussten gestern sehr aufmerksam sein, um keinen Gag der rund 2000 Zugteilnehmer zu verpassen. Gleich zu Beginn markierten die Helfer des Technischen Hilfswerkes (THW), dass sie neben helfen auch lustig können: THW-Mann Carsten Reinemann und zwei Kollegen kehrten ganz vorne mit echten Besen die Zuschauer zart zur Seite, um auf der Straße Platz für die großen Wagen und die Musikkapellen zu schaffen.

Dass machten die Drei mit so viel Humor, dass ihnen keiner böse sein konnte. Und weil es beispielsweise am Ende der Kanalstraße nicht so voll war, legten die THW-Helfer als Zugabe ein kurzes Besen-Ballett aufs Pflaster. Sehenswert. Karneval. Schon vor dem Zug hatte sich ein Dutzend THW-Lück bei der Musik der herrlichen Show-Band "Schweizer Gugg'n Musi" als "blaue Tanzgarde" witzig in Szene gesetzt. Damit ist sicher: Die meisten Sympathiepunkte für die Kategorie "Helfer" gehen diesmal ans THW Leverkusen. Es war gestern ohnehin ein Zoch der Besonderheiten. Zugleiter Manfred Luxem hatte hauptverantwortlich seinen 26. Opladener Narrenumzug vorbereitet. Luxem wirkte während der ganzen Veranstaltung entspannt. Warum? "Um 17.30 Uhr gehe ich in Rente, in Zugleiter-Rente!" Gibt es einen Nachfolger? "Im Prinzip ja", antwortete Luxem. Ein Karnevalist habe vor ein paar Tagen Interesse an der Aufgabe gezeigt. "Hoffentlich ist es damit nach Aschermittwoch nicht vorbei", sagte der scheidende Zugchef etwas leiser.

Weiteren Besonderheiten: Norbert Esser, Vorsitzender der Altstadtfunken, feierte gestern 68. Geburtstag. Er wurde an einem Karnevalssonntag im Remigius-Krankenhaus geboren. Das sei für seine Mutter wegen des Zeitpunktes schwer gewesen. Sie musste im Bett liegenbleiben und hatte Tränchen in den Augen, "weil die andere Familie fröhlich zu der Sitzung der Närrischen Kolpingsfamilie davonzog",erzählte Esser mit Schmunzeln.

Und: Freunde hatten Annette Küpper zum 50. Geburtstag die Teilnahme am Rosenmontagszug geschenkt. So zogen die Fußballfans und ESV-Mitglieder als Matrosenmannschaft durch die Opladener Straßen. Ganz in Rot mischte Leverkusens SPD-Parteichefin Aylin Dogan als Rotkäppchen mit. Zur Berliner Bundespolitik wollte sie eher nicht interviewt werden, obwohl speziell die Bundes-SPD ja närrischer erscheint, als es ein Büttenredner hätte erfinden können. SPD-Parteifreund und Ratsherr Oliver Ruß zeigte dazu nur auf seine Juso-Stofftasche mit dem Aufdruck: "#NoGroKo". Ansonsten war der Zug eher unpolitisch. Stopp, die Wählergruppe OpladenPlus fragte: "Opladen - lebenslänglich Leverkusen?!" Gleich daneben hatten die Politiker das Opladener Stadtwappen hinter Gitterstäben platziert. Und den Wagen der Bürgerschützen Quettingen zierten politisch-fromme Wünsche von "Tunnel statt Stelze" bis "Eventhalle Opladen" mit Motiv der Stadthalle.

Die Altstadtfunken Opladen erregten mit einem Funkenturm en miniature, einem sich drehenden Zauberer und einem Tanzpaar, dass aus einem Funkenhelm stieg und verschwand, Aufmerksamkeit. Die Neustadtfunken Opladen wagten zu ihrem 90-jährigen Bestehen den Blick in die Glaskugel: Sie sehen darin die frisch renovierte Stadthalle Opladen, auf deren Dach ein rotweißes Funkenpaar sitzt und das einstige Karnevalsfeierzentrum besetzt. Dazu lief eine feine Fußtruppe mit. Ein wahres Schmuckstück historischer Art präsentierte die private Karnevalsgruppe um Markus Jakobs, die meist aus Lanxess-Mitarbeitern des Betriebs "H12" besteht (Deshalb heißt die Gruppe "Heinrich, der 12.". Sie hatten ihren Wagen - nach wochenlanger Suche - mit einer Tapete von 1970 beklebt und herrliche Altertümchen wie Heizöfchen, Beistelltischchen oder Wählscheiben-Telefon bestückt. Ein Genuss fürs Auge.

Am Zugrand hatte die Polizei rund 40.000 Besucher gezählt. Alles wirkte - auch dank gutem, wenn auch kaltem Wetter - ziemlich friedlich und familiär. Den Fußgängerbereich neben der Aloysius-Kapelle hatte die Polizei als krawallverdächtigen Brennpunkt identifiziert. Grund: Hier versammeln sich jedes Jahr einige hundert Jugendliche, die vermutlich nicht nur Cola trinken. Zumindest lagen gestern viele kleine Schnapsfläschchen herum und die Bewegungen von einigen jungen Leuten wirkten nach einiger Zeit eher unkoordiniert. Auch an der Steinstraße hatte sich eine größere Gruppe Jugendlicher versammelt. Sie zelebrierten bei unserem Besuch aber nur spaßige Sitzblockaden und feierten fröhlich.

(US)
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