Duisburg Sorge vor Tata-Einstieg bei Thyssen

Duisburg · Während die Stahlarbeiter nervös reagieren, jubilieren die Börsianer.

Freitag, 13 Uhr: Schichtwechsel im Duisburger Werk des Essener Stahlkonzerns Thyssenkrupp Steel. Die Nachricht, dass das indische Unternehmen Tata Steel womöglich in das Stahlgeschäft von Thyssenkrupp einsteigen könnte, hat sich noch nicht überall in der Belegschaft herumgesprochen. Wer jedoch bereits davon weiß, ist wenig begeistert: "Ich habe das schon einmal in den Niederlanden mitbekommen. Dort habe ich als Schlosser für Corus gearbeitet, bevor das Werk von Tata übernommen worden ist. Damals haben sie viele Jobs gestrichen", sagt Nils Möller.

Der 30-Jährige fürchtet, dass eine Konsolidierung des indischen Konzerns mit Thyssenkrupp Steel ähnliche Folgen haben könnte - vor allem, weil das niederländische Werk in IJmuiden nicht weit entfernt von Duisburg liegt. "Zusammenlegungen dieser Art sind nie gut", meint auch Lukas Noetzel. Die Alternative, eine Fusion der Essener Stahlsparte mit der kleineren Salzgitter AG, sieht er ebenso kritisch. Stattdessen müsse man das Problem mit dem Billig-Stahl aus China in den Griff kriegen. Noetzel wird deshalb am 11. April beim Aktionstag "Stahl ist Zukunft" der IG Metall an einer Kundgebung vor der Hauptverwaltung von Thyssenkrupp Steel teilnehmen. Mit dabei sein wird wohl auch sein Kollege Jürgen Lettmann. Er arbeitet seit 1979 in dem Unternehmen, hat schon einige Wandel miterlebt und sieht die Nachrichten derzeit gelassen. "Wenn das jedoch noch konkreter werden sollte, mache ich mir Sorgen."

Der Vorsitzende des Thyssenkrupp-Gesamtbetriebsrats, Willi Segerath, reagierte zurückhaltend. "Ich will mich nicht an Spekulationen beteiligen." Es sei aber schwer vorstellbar, dass das Management eine solche Entscheidung ohne die Arbeitnehmer treffe. "Man kann die Arbeitnehmervertretung und die IG Metall nicht außen vor lassen." Dem Management müsse klar sein, dass sich die Beschäftigten nicht hinter die Fichte jagen liessen, sagte der Betriebsratschef.

Anders als die Thyssenkrupp-Belegschaft reagierte die Börse gestern geradezu euphorisch auf die Nachricht von den Gesprächen zwischen Tata Steel und Thyssenkrupp. Während die Mehrheit der Werte im Leitindex verlor, legten die Papiere des Essener Konzerns zwischenzeitlich sogar um mehr als acht Prozent gegenüber dem Vortag zu. Am Ende schloss die Aktie mit 19,16 Euro - ein Plus von knapp fünf Prozent. Auch der im MDax gelistete Stahlkonzern Salzgitter konnte von der Meldung profitieren, dass Bewegung in die Konsolidierung des Stahlmarktes gekommen ist: Die Aktie verteuerte sich zwischenzeitlich um mehr als vier Prozent und schloss mit 25,07 Euro (plus 0,72 Prozent).

(RP)
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