Kiribati: Ein Paradies versinkt im Meer

In diesen Tagen tritt David Katoatau für sein Heimatland Kiribati in Rio an. Der Gewichtheber ist einer von nur drei Athleten, die für den Inselstaat aus dem Pazifik an den Start gehen. Bisher konnte Kiribati noch keine olympische Medaille gewinnen. Doch der Wettstreit um das Edelmetall ist nicht das Wichtigste für David Katoatau. Sein anderer Kampf ist der gegen den Klimawandel - der aber ähnlich aussichtslos sein dürfte. Der Sportler fürchtet um den Fortbestand seiner Heimat. Denn die Inseln Kiribatis liegen nur knapp über dem Meeresspiegel - und der steigt. In Europa sind es nur wenige Millimeter, im Südpazifik hingegen nimmt sich das Meer jährlich mehr als einen Zentimeter des sowieso schon knappen Landes. Kiribatis ehemaliger Präsident Anote Tong schätzt, dass sein Land in den nächsten 30 bis 60 Jahren vollständig im Meer versinken wird.

Betroffen davon sind alle rund 100.000 Einwohner Kiribatis. Sie leben auf drei Inselgruppen mit 32 flachen Atollen. Diese verteilen sich sich im Pazifik über 5,2 Millionen Quadratkilometer - eine Fläche größer als die Europäische Union. Die Landfläche Kiribatis umfasst aber nur 811 Quadratkilometer und ist damit sogar kleiner als Berlin. Schon jetzt werden jedes Jahr vorsorglich mehr als 100 Inselbewohner in andere Staaten umgesiedelt. Die sogenannten Klimaflüchtlinge finden ihre neue Heimat beispielsweise in Neuseeland oder Australien. Zurücklassen müssen sie ein echtes Südseeparadies mit traumhaften Stränden, Palmen und türkisblauem Wasser. Sie gehen im Wissen, dass ihre Heimat langsam im Meer versinkt. Tim Kronner

(RP)
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