SG Unterrath in der B-Jugend-Bundesliga Kleine unter den Großen

Düsseldorf · Bayern, Dortmund, Schalke - zu den besten 42 B-Junioren-Mannschaften Deutschlands gehören fast nur prominente Profi-Vereine. Es gibt nur drei Ausnahmen: Eine ist der Düsseldorfer Stadtteilklub SG Unterrath.

 Dem Schalker im Nacken: Unterraths Namat Mohammadi (l.) kämpft gegen Louis Köster um den Ball.

Dem Schalker im Nacken: Unterraths Namat Mohammadi (l.) kämpft gegen Louis Köster um den Ball.

Foto: Horstmüller

Die B-Jugend aus dem Norden Düsseldorfs ist ganz oben angekommen. Sie tritt in der Bundesliga an - Staffel West. Als eine von Deutschlands 42 besten Mannschaften dieser Spielklasse. Sie misst sich mit Schalke, Dortmund und Fortuna. Es ist die Geschichte eines kleinen Stadtteilvereins, der sich in der Welt der großen Nachwuchsleistungszentren behauptet.

Deutschlandweit stellen nur fünf Vereine Teams in den A- und B-Junioren-Bundesligen, deren erste Mannschaften nie in den drei Profiligen mitgespielt haben. Aus Hamburg sind es die U19 des Niendorfer TSV und die U17 des Eimsbüttler TV. Dann gibt es noch drei Teams aus NRW: die U19 von Arminia Klosterhardt aus Oberhausen, die U17 des Hombrucher SV aus Dortmund. Und eben die U17 der SG Unterrath.

DFB-Vizepräsident Peter Frymuth ist von den Unterrathern angetan: "Das ist schon eine außerordentliche, eine wahnsinnige Leistung", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Im vergangenen Sommer stieg nicht nur dieses SGU-Junioren-Team in die höchstmögliche Spielklasse auf. Auch die C-Junioren schafften den Sprung in die Regionalliga West. "Wir sind sehr stolz darauf", sagt SGU-Jugendleiter David Piechatzek. "Planen kann man sowas natürlich nie."

Dennoch haben sich die Unterrather diese Erfolge mit einem Plan erarbeitet - einem Plan ohne Geld, aber mit umso mehr ehrenamtlichem Engagement. Es gibt keinen Hauptamtlichen in der gesamten Jugendabteilung. "Unsere 24 Jugendteams kosten zusammen vielleicht so viel wie irgendeine D-Jugend in einem Nachwuchsleistungszentrum", sagt Piechatzek.

Am Sonntag kommt es nun in der kleinen Kampfbahn neben der Esprit-Arena zum Derby gegen das fußballerische Oberhaupt der Stadt. Unterrath, Zwölfter von 14 Teams, liegt nur vier Punkte hinter der Fortuna. "Die Fortunen wissen, dass es kein Selbstläufer gegen uns wird", sagt Piechatzek, der seinen Verein teilweise besser aufgestellt sieht als den Zweitligisten: "Wir kennen sicherlich den ein oder anderen Spieler mehr. Unser Scouting ist überragend. Da sind viele ehemalige Trainer, die keine Zeit für eine eigene Mannschaft haben, uns aber unterstützen, Talente auszumachen."

Mehr Geld verdienen die U19- und U17-Spieler bei den Profiklubs. Unterrath setzt eher auf eine Komponente, die in Nachwuchsleistungszentren eventuell etwas zu kurz kommt: familiäre Atmosphäre. "Wir haben insgesamt vielleicht nicht die besten Spieler, aber ein sehr gutes Miteinander, da auch außersportlich viel gemeinsam unternommen wird", betont Piechatzek.

Die Erfolge des Vereins, der 1993 aus einer Fusion hervorging, haben sich über die Jahre herumgesprochen. Mittlerweile kommen mitunter talentierte Jugendliche auf den Verein zu, wollen das Trikot tragen. Peter Frymuth sagt: "Es entwickelt sich dann ein gewisser Automatismus. Wenn der Sprung mal gelingt, wird der Verein lokal - und auch über die Grenzen hinaus - für junge Talente interessant." Und dabei ist sich der Klub seiner Rolle im großen Fußballgeschäft durchaus bewusst. "Wir verstehen uns als Ausbildungsverein, wollen die Spieler nicht auf ewig an die SGU binden", sagt Piechatzek.

Dennoch gibt es eine nachhaltige Verbundenheit. Ein Beispiel dafür ist Deutschlands A-Nationalspieler Amin Younes, der auf dem Kunstrasen am Franz-Rennefeld-Weg ausgebildet wurde. "Amin ist immer wieder gerne auf der Anlage, hat uns letztens erst wieder besucht. Seine Eltern wohnen nur ein paar hundert Meter entfernt", sagt Piechatzek.

Mittlerweile sind auch die Startschwierigkeiten in der Bundesliga überwunden. Zu Beginn der Saison forderte der DFB für seine Internetseite ein Logo der Unterrather an. Das konnte der Verein aber auf die Schnelle nicht bieten. Die Auflösung war zu klein. "Der Verband hat dann nur mitgeteilt: ,Hey, ihr gehört jetzt zu den 42 besten U17-Teams Deutschlands, dann müsst ihr auch ein vernünftiges Logo anbieten können.' Wir haben gesagt: Klar, kein Stress. Machen wir", erzählt Piechatzek. Mittlerweile prangt das Wappen auf der DFB-Webseite.

(erer)
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