Kolumne: Gegenpressing Der Riese DFB tritt manchen auf die Füße

Am Sonntag stimmen die Frankfurter über die Akademie des Weltmeister-Verbandes ab. Das Großprojekt ist heikel. Der DFB tritt – gestärkt durch die Erfolge seiner Teams – sehr selbstbewusst auf.

Joachim Löw kickt mit Nationalspielern – und trifft doppelt
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Foto: dpa, wok

Am Sonntag stimmen die Frankfurter über die Akademie des Weltmeister-Verbandes ab. Das Großprojekt ist heikel. Der DFB tritt — gestärkt durch die Erfolge seiner Teams — sehr selbstbewusst auf.

Er wächst und wächst und wächst. 6.889.115 Mitglieder weist der Deutsche Fußball-Bund in seiner am Freitag vorgelegten Statistik aus. 37.223 neue Mitglieder hat der größte Sport-Fachverband der Welt im vergangenen Jahr gewonnen, die meisten davon im Seniorenbereich. Die erste Männermannschaft ist Weltmeister, die Frauen ziehen gerade die Aufmerksamkeit auf sich, und die U21 präsentiert sich — trotz Startschwierigkeiten bei der EM — als Ansammlung von Spielern mit glänzenden Perspektiven. Der DFB, so darf man sagen, macht eine Menge richtig.

Er ist ein Riese. Wegen der Zahl seiner Mitglieder. Wegen der Zahl der Menschen, die er mit dem Sport finanziert. Wegen seiner gesellschaftlichen Bedeutung. Wenn sich so ein Gigant bewegt, gibt es Erschütterungen. Und bisweilen tritt er anderen auf die Füße. Das ist gerade in Frankfurt am Main der Fall. Dort hat der DFB seinen Sitz. Und dort will er eine zukunftweisende Akademie bauen, in der trainiert, geforscht und an der Zukunft gebastelt wird. Auf dass die Nacht von Rio 2014 sich bald schon wiederholt. Alles sehr plausibel.

Am Sonntag stimmen die Frankfurter in einem Bürgerentscheid darüber ab, ob der DFB auf dem Gelände der Galopprennbahn bauen darf. Es gibt einigen Widerstand, weil die Stadt den Fußballern das Grundstück angeblich zu günstig zur Verfügung stellt. Manche fühlen sich auch vom mächtigen und scheinbar allgewaltigen Fußball überrollt. Offensichtlich ist der Verband in Sorge, dass sich tatsächlich ein Viertel der Bürger gegen das DFB-Projekt wendet und es damit zum Scheitern bringt. Die Deutschen stehen größeren Vorhaben ja eher skeptisch gegenüber. Siehe: der Bahnhof Stuttgart 21 oder — um ein Beispiel aus dem Sport zu nennen — die nicht realisierte Münchner Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022.

Als Zückerchen gehört zu den Plänen der Fußballer ein Bürgerpark. Und am Freitag schickte der DFB noch einmal den netten Jogi Löw per "offenem Brief" in die Öffentlichkeit, um das Hohelied auf die hessische Metropole zu singen. Durch den nicht ganz so netten Oliver Bierhoff ließ er ausrichten, dass sich der Verband komplett aus Frankfurt zurückzieht, falls das Projekt am Main keine Akzeptanz findet. Der Riese lässt die Muskeln spielen. Riesen könnten Angst machen.

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(RP)
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