Schweizer hofft auf WM-Ticket Drmic tritt 2018 bei Borussia auf der Stelle

Mönchengladbach · Josip Drmic hofft noch auf ein Ticket für die WM in Russland, bei seinem Arbeitgeber Borussia Mönchengladbach ist der Schweizer Stürmer aber derzeit nur Bank-Angestellter.

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Das ist Josip Drmic

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Foto: Dieter Wiechmann

Was Josip Drmic am Sonntag durch den Kopf gegangen ist in den letzten Minuten des Spiels der Borussen gegen Leipzig, war in seinem Gesicht abzulesen, als er kurz nach der 0:1-Niederlage in die Kabine ging. Zufriedene Menschen sehen anders aus. "Ich hatte schon gehofft, noch ins Spiel zu kommen", gestand der Schweizer später. Ademola Lookman hatte in der 89. Minute für RB getroffen - ein üblicher Reflex wäre gewesen, alles, was an Stürmern da ist, auf den Platz zu schicken, um noch das 1:1 zu erzwingen.

Auf der Bank saß neben Drmic Raúl Bobadilla. Beide sind Mittelstürmer. Zweimal hätte Borussias Trainer Dieter Hecking auch noch wechseln können. Doch er beorderte Innenverteidiger Jannik Vestergaard nach vorn. Der Zwei-Meter-Mann war der Plan B. Der Däne war mit seiner Kopfballverlängerung fast produktiv, doch Thorgan Hazard vergab die Ausgleichschance. Das Modell "Verteidiger als Notfall-Mittelstürmer" gab es schon öfter in Gladbach, Wilfried Hannes, Michael Klinkert oder Roel Brouwers sind nur einige Beispiele.

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Aktuell kann Hecking zum Beispiel auf Vestergaard oder Matthias Ginter als Plan-B-Alternativen zurückgreifen. Wer bei Standards Zielspieler sein kann, kann es auch in einer Brechstangen-Phase sein. Vestergaard und Ginter haben zusammen sieben Tore erzielt, die drei Mittelstürmer im Kader - der erst Ende des vergangenen Jahres nach langer Verletzungszeit zurückgekehrte Drmic, der zuletzt angeschlagene Bobadilla und der nun langzeitverletzte Julio Villalba - sind torlos, hatten aber auch insgesamt nur 159 Einsatzminuten in 21 Spieltagen. Das klingt trostlos und ist es auch. Aber es passt. Denn Borussia und die Mittelstürmer, das ist seit vielen Jahren eine traurige Geschichte.

Drmic ist ein Teil davon. 2015 kam er, um sie zu verändern, tat sich aber schwer. Anfang 2016, mit Blick auf die EM, ließ er sich schon einmal ausleihen. Doch der Wechsel zum Hamburger SV endete in einer Katastrophe: Er zog sich einen Knorpelschaden zu. 2017 gab es den zweiten. Doch Drimc ist wieder da. "Ich wehre mich gegen das Schicksal", sagte er im Weihnachtsinterview mit unserer Redaktion. Er hat gelernt, für seine Träume zu kämpfen. Und, dass es nicht immer der auf den ersten Blick leichtere Weg ist, der zum Ziel führt. "Große Ziele erreicht man in kleinen Schritten", sagte Drmic.

Für ihn waren es gegen Leipzig die vierten 90 Minuten in Folge, die er komplett auf der Bank verbrachte. "Das ist natürlich nicht zufriedenstellend", sagte er. Die Rückrunde wollte er eigentlich nutzen, sich zu empfehlen für das Schweizer WM-Aufgebot. Er weiß, dass Trainer Vladimir Petkovic, mit dem er stets in Kontakt ist, ihn auf dem Zettel hat. Er weiß aber auch, dass er allein als Bank-Angestellter in Gladbach eher keine Chance haben wird.

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Foto: jdp/Jens Dirk Paeffgen

Für ihn kann jede Einsatzminute ein kleiner Schritt Richtung Russland sein. 2018 tritt er bei Borussia also auf der Stelle. Da kamen die Geschichten vom Interesse des Grasshopper Club Zürich und des FC Zürich, seinem Ex-Verein, von dem er 2013 in die Bundesliga gekommen war, gerade recht. Drmic stellte jedoch klar: "Ich will mich in Gladbach durchbeißen." Für ihn ist es ein Dilemma: Die Bundesliga ist eine größere Bühne als die Schweizer Liga. Aber nur, wenn man spielt.

Drmic hat sich dennoch entschieden, dass der Weg nach Russland für ihn über Gladbach führen soll. Im vergangenen Jahr hat er viele richtige Entscheidungen getroffen, nur darum darf er überhaupt wieder von der WM träumen. 13 Spiele bleiben ihm, um sein Empfehlungsschreiben Richtung Petkovic zu formulieren. Drmic weiß, wie schnell sich Situationen im Fußball ändern können, auch seine aktuelle bei Borussia. Ob er aber, wenn er in Stuttgart wieder ohne Einsatz bleibt, nochmal grübelt? Bis zum 15. Februar kann er theoretisch noch in die Schweiz wechseln. Ein absolutes "Nein" gibt es nicht mehr, solange Transferfenster geöffnet sind.

(kk)
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