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Borussia Mönchengladbach "Favre genießt einen sehr guten Ruf auf der Insel"

Mönchengladbach · Als Deutscher in London und Kenner von Bundesliga und Premier League spricht der Journalist Raphael Honigstein vor Borussias heutigem Test in Newcastle (16 Uhr) über die Kluft zwischen beiden Ligen, Marketing-Reisen nach Fernost und die englische Wahrnehmung des Gladbacher Trainers.

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Foto: dpa/Guido Kirchner

Wenn Borussia am Nachmittag um 16 Uhr ihr letztes Testspiel der Vorbereitung bei Newcastle United bestreitet, dann wirft dieses Duell unweigerlich den Blick auch auf den Vergleich zwischen der Premier League und der Bundesliga. Es ist ein Vergleich, in dem die Deutschen den Engländern vor allem in Sachen TV-Erlöse um weiterhin zig Millionen Euro (oder wahlweise Pfund) hinterherlaufen. Ein erwiesener Kenner beider Ligen ist Raphael Honigstein.

Der Journalist und gebürtige Münchner lebt bereits seit 1993 in London und schreibt unter anderem als Korrespondent für englischen Fußball für die "Süddeutsche Zeitung" und als Experte für deutschen Fußball für den britischen "Guardian". Auch im Radio und Fernsehen ist er als Experte auf der Insel ein oft gewählter Gast, zudem ist er als Buchautor tätig.

Herr Honigstein, können Sie sich einen sichereren Weg vorstellen, beim Manager eines Bundesligisten die Laune zu senken, als ihn auf die TV-Einnahmen der Premier League anzusprechen?

Honigstein Ich glaube, das kommt ganz darauf an. Der eine oder andere Bundesliga-Manager hat ja gar nichts dagegen, den einen oder anderen Spieler zu britischen Sonderkonditionen zu verkaufen. Als Zwischenhändler kann man auch gutes Geld verdienen und sportlich Erfolg haben.

Im Schnitt erhielt jeder Premier-League-Klub 2014/15 108,4 Millionen Euro aus der TV-Vermarktung, jeder Bundesligist durchschnittlich 32,2 Millionen. Ist diese Lücke jemals zu schließen?

Honigstein Nur, falls es in Deutschland wie in England zu einem Wettbieten zwischen Sky und einem gleichwertigen Konkurrenten um die Liverechte kommt. Eine Springer-ProSiebenSat1-Fusion würde wahrscheinlich dazu führen. Die Alternative wäre, den Markt für die Kataris und BEINSport zu öffnen, aber das wäre politisch sehr kompliziert.

Den Weg aus der Bundesliga nach England sind in diesem Sommer wieder einige Profis gegangen, umgekehrt geht ihn fast keiner.

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Foto: dpa

Honigstein Es liegt nicht nur am Geld. Der englische Profi geht nur sehr ungern ins Ausland, er fürchtet sich vor der fremden Kultur, der fremden Sprache und nicht zuletzt vor den kontinentalen Essgewohnheiten. Anpassungsfähigkeit gehört nicht zu seinen Stärken.

Gladbach hat zuletzt in Thorgan Hazard ein Chelsea-Talent verpflichtet und in Andreas Christensen eins ausgeliehen. Ist genau das die Chance für einen Bundesligisten, sich aus den Riesen-Kadern der Premier-League-Klubs für Spieler als "Farm-Team" mit der Aussicht auf Einsatzzeiten zu empfehlen?

Honigstein Man muss da schon sehr genau hinschauen, wie das abschreckende Beispiel des HSV zeigt. Die großen Klubs ins Europa horten unwahrscheinlich viele Talente und sind quasi gezwungen, diesen anderswo Spielpraxis zu verschaffen, aber nicht jeder Nachwuchsspieler eignet sich automatisch für den Einsatz in einer deutschen Topmannschaft. Die Borussia weiß in der Regel ziemlich genau, was sie tut.

Promotion-Touren nach Fernost, in die USA oder nach Australien unternehmen die großen englischen Klubs seit Jahren. Bayern, der BVB oder Leverkusen haben ebenfalls damit angefangen. Wird in fünf Jahren überhaupt noch ein Bundesligist um eine Marketing-Tour herumkommen?

Honigstein Nicht jeder Bundesligist hat ein wirkliches Interesse, sich in den USA oder in Fernost zu präsentieren. Das gilt auch für englische Klubs. West Bromwich Albion wird auch in fünf Jahren eher nicht nach Shanghai fliegen. Es sei denn, der Verein ist bis dahin im Besitz eines Scheichs oder von Investoren aus China.

Borussia testet heute in Newcastle, bei einem Team, das in den vergangenen Jahren eher blass und bieder dahergekommen ist. Wie nimmt man auf der Insel die Magpies wahr?

Honigstein Newcastle United ist ein Traditionsverein mit großartigen Fans, aber einem Besitzer, der überhaupt kein Interesse am sportlichen Erfolg hat. Mike Ashley geht es nur darum, dass sich der Klub in der Liga hält. Für die Anhänger der "Elstern" ist das übrigens furchtbar deprimierend.

Und wird Borussia Mönchengladbach als künftiger Champions-League-Teilnehmer in der englischen Öffentlichkeit registriert, und wenn ja, wie?

Honigstein Bisher hält sich das Interesse noch in Grenzen, aber das wird sich mit der Auslosung der Gruppenphase höchstwahrscheinlich ändern. Lucien Favre genießt übrigens einen sehr guten Ruf auf der Insel.

(RP)
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