Borussia Mönchengladbach Vor Hecking liegt mehr als nur Feinschliff

Mönchengladbach · Zwei Wochen zu Hause, eine Woche im Trainingslager - die erste Hälfte der Vorbereitung ist vorbei. Mit den Testspielen kann Borussia nicht zufrieden sein. Aber am Tegernsee wurde auch deutlich, was sich alles gerade erst herausbildet.

Borussia Mönchengladbach: Bilder zum 1:2 gegen den 1. FC Nürnberg
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Borussia verliert bei Nürnbergs Saisoneröffnung

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Mit einem 1:2 beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg endete am Sonntag die Trainingslager-Woche der Borussen. Mit den Tagen in Rottach-Egern am Tegernsee und der Arbeit im Training war Dieter Hecking zufrieden. Dass es nun aber zwei Testspiel-Niederlagen in Folge gab, gefiel dem Trainer nicht.

Die Fakten Borussias sechstes Trainingslager am Tegernsee war intensiv. 650 Minuten standen die Borussen in den sechs kompletten Trainingseinheiten (am Freitag gab es nur ein kurzes Auslaufen) auf dem Rasen. Drei Testspiele gab es, drei Tore schoss Borussia, zwei davon waren aus der Kategorie "Tor des Monats": Patrick Herrmanns Freistoß landete beim 1:1 gegen Leeds aus 20 Metern im Winkel, Thorgan Hazards Fernschuss zum 1:0 beim 1:2 gegen Nizza sauste aus 30 Metern in den Knick. Denis Zakaria feierte in Nürnberg sein Tor-Debüt.

Flexibilität geprobt Im Fokus der Tage am Tegernsee stand das Einstudieren eines alternativen Spielsystems. Das 4-4-2 bleibt die Hauptoption. Das 3-4-2-1 bei Ballbesitz (5-4-1 gegen den Ball) kommt nun als Alternative dazu. Hecking hat es in diversen Spielformen gebetsmühlenartig üben lassen in Theorie und Praxis. Immer wieder kam die Taktiktafel zum Einsatz. Auch das System soll eine Selbstverständlichkeit werden. Hecking hat erste Ansätze gesehen, denn "die Spieler haben angefangen, sich auf dem Platz selbst zu coachen".

Positiver Konkurrenzkampf Zehn Spieler sind vorzeitig aus dem Urlaub zurückgekommen, um bereit zu sein, wenn es richtig losgeht. Einige, zum Beispiel Ibo Traoré und Thorgan Hazard, haben sogar während des Urlaubs einen Privattrainer genommen. Das zeigt: Der Konkurrenzkampf macht den Borussen Beine. Das war auch auf dem Trainingsplatz in Rottach-Egern zu spüren. Alle Profis wirkten hochkonzentriert und leistungswillig - außer in Nürnberg. "Wir haben eine hohe Leistungsdichte. Die gilt es auch auf den Platz zu bringen. Jetzt hat jeder die Chance, sich in den Vordergrund zu spielen. Meine Aufgabe wird es sein, alles gut zu moderieren, denn es wird auch mal Härtefälle geben", sagte Dieter Hecking.

Nachholbedarf Erstes Lernziel waren am Tegernsee die defensiven Automatismen. Gerade in Nürnberg gab es aber einige Abstimmungsprobleme. Das Spiel nach vorn hakte noch in allen drei Spielen, nur selten wurde flüssig kombiniert. Ab Mittwoch ist Kapitän Lars Stindl wieder dabei - das sollte für Besserung an der Stelle sorgen. Was Hecking monierte: Die fehlende Gier nach Erfolg. Ergebnisse in der Vorbereitung sind zweitrangig, ja, doch sind Siege Siege und Niederlagen Niederlagen - mit allen Konsequenzen. Es gab im Süden zwei Niederlagen und ein Remis, aber eben kein Erfolgserlebnis. Das ist psychologisch suboptimal. "Es müssen sich Typen entwickeln, die sich dagegenstemmen", sagte Hecking. Im Training mussten die Borussen in Rottach-Egern das eine oder andere Mal über den Schmerzpunkt hinaus - das muss ins Spiel übersetzt werden. Das ist einer der Arbeitsaufträge für die kommenden drei Wochen.

Teamgeist Gemeinsam erlebtes Leid schweißt zusammen - auch so kann man die langen, harten Trainingseinheiten am Tegernsee interpretieren: als eine Art Teambuilding. Den freien Nachmittag verbrachte das Team zusammen in München. "Der Spaß wird nicht zu kurz gekommen sein, auch das gehört in einem Trainingslager dazu", sagte Hecking.

Die Gewinner Explizit hob Dieter Hecking Nachwuchstorwart Moritz Nicolas hervor. "Er hat an Ausstrahlung dazu gewonnen und es geschafft, uns voll zu überzeugen", sagte Hecking. Patrick Herrmann und Thorgan Hazard haben sich mit Toren Selbstvertrauen geholt und Zeichen gesetzt. Mickael Cuisance unterstrich in Rottach-Egern die zuvor gezeigten Leistungen - Hecking hat den 17-Jährigen sogar als Startelf-Option für das Pokal-Spiel in Essen erwähnt. Auch für Mamadou Doucouré war das "Lager" ein voller Erfolg. Er konnte, wenn auch noch mit Vorsicht, wieder richtig mit dem Team trainieren und ist so weit wie noch nie seit seinem Wechsel von Paris nach Gladbach.

Die Verlierer Der Verlierer der bisherigen Vorbereitung ist Timothée Kolodziejczak. Der Franzose hat das Trainingslager wegen seines Muskelfaserrisses verpasst und wird noch "drei bis vier Wochen" fehlen, wie Hecking sagte. Damit geht die Vorbereitung an ihm nahezu komplett vorbei. Wenn er am Ende noch da ist, wird es sehr schwer für ihn. Auch Josip Drmics Hoffnung, möglichst schnell wieder einsteigen zu können, hat sich nicht erfüllt. Er fehlt noch immer.

Fazit Die Borussen haben das "Lager" am Tegernsee effektiv genutzt zum Üben, doch der Eindruck wird durch die verlorenen Testspiele verwässert. Es sind noch knapp drei Wochen bis zum Pokalspiel in Essen und vier Wochen bis zum Ligastart gegen Köln. Bis dahin muss Neuling Matthias Ginter eingebunden werden, muss vorn und hinten noch deutlich nachgeschliffen werden. Nun muss sich die neue Borussia mehr und mehr herausbilden. Es ist wie immer: Die nächste Phase der Vorbereitung ist immer die wichtigste.

(kk)
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