Borussia Mönchengladbach Ginter ist chronischer Späteinsteiger

"Wann wird's mal wieder richtig Sommer?", könnte sich Matthias Ginter fragen. Der 23-Jährige hat eine besondere Serie hingelegt, was die Teilnahme an Turnieren angeht. Deshalb stand er auch erst am Mittwoch erstmals mit den neuen Borussia-Kollegen auf dem Platz.

Borussia Mönchengladbach: Matthias Ginter auf dem Trainingsplatz
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Ginter trainiert erstmals mit der Mannschaft

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Matthias Ginter hat sich bislang nicht des Größenwahns verdächtig gemacht. Doch der Fußballprofi könnte sich damit rühmen, in den vergangenen fünf Jahren etwas Einzigartiges geschafft zu haben — in Deutschland, sogar in Europa und beinahe auf der ganzen Welt. Seit 2013 hat der 23-Jährige in jedem Sommer an einem Turnier teilgenommen.

Neben ihm können das weltweit nur ein paar Mexikaner von sich behaupten. Doch die kamen nicht mit wertvollen Souvenirs nach Hause. Ginter war zweimal bei der U21-EM (2013 und 2015), bei der WM 2014, bei Olympia 2016 und beim Confed Cup 2017. Zwei Goldpokale und eine Silbermedaille hat er mitgebracht, somit ist der gebürtige Freiburger einer der erfolgreichsten deutschen Profis der vergangenen Jahre, man muss nur etwas näher herangehen an seinen Trophäenschrank. Der DFB-Pokal, der Deutsche Supercup und zwei goldene Fritz-Walter-Medaillen für den besten Nachwuchsspieler seines Jahrgangs stehen auch darin.

Matthias Ginter: Alle Turniere des DFB-Nationalspielers im Überblick
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Matthias Ginters Sommer-Turniere

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Foto: afp

Wenn es einen Spieler gibt, der glaubhaft versichern kann, es sei kein Problem, drei Wochen später in die Vorbereitung einzusteigen als ein Großteil der Kollegen, dann Ginter. "Ich kenne meinen Körper ganz gut", sagte er nach seiner ersten Einheit am Borussia-Park. Von ein paar Mitspielern kann er das auch behaupten, ein positiver Nebenaspekt der zahlreichen Sommer-Dienstreisen.

Mit Patrick Herrmann und Tony Jantschke war Ginter 2013 in Israel, mit Christoph Kramer 2014 in Brasilien und zuletzt mit Lars Stindl in Russland. Borussias Kapitän konnte sich ganz auf seine DFB-Premiere konzentrieren, Ginter musste er nicht mehr überzeugen. "Der Wechsel war schon vor dem Confed Cup so gut wie sicher. Aber ich habe mich super verstanden mit Lars. Er hat mein gutes Bild von Gladbach nochmal gestärkt, dass das Menschliche hier sehr hoch angesiedelt ist", sagte Ginter.

Ginter entschied sich bewusst für Rolle als Führungsspieler

Er hat sich einiges vorgenommen bei der anderen Borussia, der er sich nach drei Jahren in Dortmund angeschlossen hat. "Als Führungsspieler und Leistungsträger voranzugehen, ist eine super Perspektive", sagte Ginter bereits auf seiner ersten Pressekonferenz am 4. Juli. Die Rekordablöse von 17 Millionen Euro scheint ihn nicht zu belasten. "Die Rolle hier ist eine andere, aber ich habe mich bewusst dafür entschieden. Wer meine Situation in Dortmund verfolgt hat, der weiß, dass es der richtige Schritt war", sagte Ginter. "Gladbach war jahrelang an mir interessiert. Diese Wertschätzung und das Vertrauen zu spüren, war mir sehr, sehr wichtig."

Die Fans suchten gleich nach seinem ersten Training die Nähe, und er selbst genoss sie offensichtlich, schrieb Autogramme, ließ sich mit einem Baby auf dem Arm fotografieren und posierte mit einem schwarz-weiß-grünen Borussia-Esel, den ein Anhänger aus Wesel mitgebracht hatte.

Auch wenn sich Ginter nach dem Trubel rund um den Confed Cup und seinen Wechsel nach Gladbach erst einmal erholen musste, fühlt er sich nun bereit. "Zehn Tage war ich auf Mykonos, zehn Tage habe ich fitnessmäßig alleine etwas für mich gemacht. Deshalb sollte ich nicht allzu viel verloren haben", sagte er.

Ob er dann in gut zwei Wochen beim ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal bei Rot-Weiss Essen schon in der Startelf steht, wird sich zeigen. Sein erstes Testspiel könnte er am Samstag gegen den FC Málaga machen. Nicht nur körperlich, auch für die obligatorische Gesangseinlage für Neuzugänge ist Ginter nach eigenem Bekunden gewappnet. "Ich habe gehört, dass die Latte nicht so hoch liegt. Deshalb bin ich nicht so unter Druck. Aber ich werde mir etwas überlegen", sagte er augenzwinkernd.

Trotz aller sozialen Faktoren, die mit so einem Führungsspieler-Anspruch zusammenhängen, weiß Ginter aber auch: "Vor allem muss man Leistung zu zeigen. Es heißt ja, die Wahrheit liegt auf dem Platz." Dort will er in der kommenden Saison so sehr überzeugen, dass die Serie auch im Sommer 2018 hält: Dann steht die WM in Russland an. Und vielleicht fährt Ginter mit seinem neuen Nachbarn dorthin. Lars Stindl wohnt direkt gegenüber.

(jaso)
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