Bayern-Shootingstar mit Doppelpack Müller will sich an Kimmichs Sprunggelenke hängen

München · "O'zapft" ist noch nicht - aber die Bayern heben schon als Dauersieger die Weißbiergläser. Auch in der Champions League beginnt die Ära von Carlo Ancelotti verheißungsvoll. Ein neuer Münchner Torjäger erlebt eine traumhafte Dauerschleife.

FC Bayern München: Joshua Kimmich wird zum neuen Torjäger vom Dienst
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Kimmich erzielt Doppelpack

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Foto: dpa, kne

In fescher Tracht gekleidet hielt Joshua Kimmich lächelnd sein Weißbierglas in der Hand und prostete den Teamkollegen zu. Ein Biertrinker ist der neue Münchner Knipser zwar nicht, aber beim Wiesn-Fotoshooting ließ sich der 21-Jährige nochmal gerne zur nächsten Tor-Premiere in seinen wundersamen Wochen gratulieren. "Aber es geht nicht nur um meine Tore. Das Ziel ist es immer, eine gute Leistung zu bringen", sagte der Alleskönner beim traditionellen Lederhosen-Termin drei Tage vor dem Start des Oktoberfestes.

Trainer Carlo Ancelotti gefiel sich in seinem neuen Outfit. Am Tag nach dem verheißungsvollen Start mit dem neuen Club in die Champions League hatten sowieso alle beim FC Bayern gut lachen. Für den am Vorabend mit einem Brummschädel ausgewechselten und jetzt wieder mit posierenden Mats Hummels sind Lederhose & Co. aufgrund seiner Münchner Vergangenheit nichts Neues. Dagegen schaute Neuzugang Renato Sanches mitten im Trachtentrubel schon ein bisschen irritiert. "Es gehört dazu. Auf dem Oktoberfest werden sie feststellen, dass es auch wirklich etwas Schönes ist", sagte Kapitän Philipp Lahm am Mittwoch.

Kimmich und Thomas Müller an dessen 27. Geburtstag hatten es zusammen mit Elfmeterschützen Robert Lewandowski und dem eingewechselten Juan Bernat gegen Königsklassen-Neuling FK Rostow beim 5:0 bereits vor dem Sponsorentermin ein bisschen krachen lassen. Fünf Pflichtspiele, fünf Siege, 20:0 Tore - lauten die imposanten Gesamtzahlen der ersten Wochen von Ancelotti bei den Bayern.

FC Bayern München: Profis beim Lederhosen-Shooting
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Bayern-Profis beim Lederhosen-Shooting

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Foto: rtr, MR/MDP

"Wir sind konkurrenzfähig, um um den Titel mitzuspielen", sagte Ancelotti nach dem höchsten Startsieg einer deutschen Mannschaft in Europas Eliteliga. "Aber das erste Ziel ist erst einmal der Gruppensieg." Vorjahresfinalist Atlético Madrid, der die Bayern im Mai schmerzhaft im Halbfinale bezwang, ist da ein ganz anderes Kaliber. In zwei Wochen wird beim Duell bei den mit 1:0 in Eindhoven erfolgreichen Spaniern die Weiche für Gruppensieg gestellt.

Kimmich: "Es geht ziemlich schnell"

Bislang läuft aber alles nach Plan. Und Kimmich beeindruckt nach seinem kometenhaften Aufstieg in der Vorsaison bis hin zu einem EM-Gewinner auch in der neuen Spielzeit. Die ersten Tore im Nationalteam, Bundesliga und nun gleich zwei in Europas Topklasse lassen das Selbstvertrauen weiter in die Höhe schnellen. "Es ist schon manchmal ganz schön viel, es geht ziemlich schnell", gestand der Jungspund, der vor 16 Monaten noch in Liga 2 kickte. "Es geht schnell nach oben, schnell kann es auch wieder nach unten gehen."

Die Gefahr sehen Weltmeisterkollegen nicht, zumal sie selbst Hand anlegen wollen. "Jetzt muss ich natürlich bis Samstag an seinen Sprunggelenken hängen und ihn davor bewahren, dass er die Bodenhaftung verliert", scherzte Müller - und musste sich vom kleineren Kimmich einen kumpelhaften Schubser gefallen lassen.

Champions League 2016/17: FC Bayern München gegen FK Rostow
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Bayern - Rostow

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An die 7:0-Gala das FC Barcelona kamen die Münchner am Dienstag zwar nicht heran, aber mit dem 13. Heimsieg in Serie sind die Münchner nun vor Manchester United (12 Erfolge) die beste Heimmacht in der Champions League. Dazu war der Erfolg am 13. September der 13.
Auftaktsieg der Münchner Startspezialisten nacheinander. 3 x 13 - aber die Zahl des Abends war die 32, Kimmichs Trikotnummer.

"Joshua ist körperlich in guter Verfassung. Er ist sehr fokussiert", lobte Ancelotti den vielseitig verwendbaren Defensivspieler. Der Rotationsplan des 57 Jahren alten Erfolgstrainers war perfekt aufgegangen: Douglas Costa glänzte als zweifacher Vorbereiter, Kimmich ragte heraus. Die neue Rolle als Torjäger überraschte ihn dabei allerdings selbst. "Während der Jugend war ich nicht so der Knipser. Da haben mich meine Kumpels schon auch immer geärgert, dass ich nicht gerade der Kühlste vor der Hütte bin."

Die besten Vorbilder fürs Toreschießen sieht Kimmich aber auch jeden Tag: Lewandowski erzielte im fünften Pflichtspiel das achte Tor, Müller netzte in der Königsklasse zum insgesamt 37. Mal ein. "Ich glaube, dass Thomas und Lewy sich über Joshua ein bisschen wundern", witzelte Manuel Neuer.

Kimmich selbst war nicht nur wegen Toren und Leistung glücklich. Sondern auch, dass er nicht wie von Kapitän Philipp Lahm angedacht, singen muss. Glaubt er zumindest. "Mit einem Doppelpack ist man raus", sagte der siebenmalige Nationalspieler. "Das habe ich den Jungs erspart." Kimmich kann anscheinend alles - außer wohl singen.

(dpa)
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