Persönlich Martin Schulz . . . will nach Wahl SPD-Chef bleiben

Richtig in Fahrt kommt Martin Schulz, wenn er mit den Menschen direkt sprechen kann. Wenn der SPD-Kanzlerkandidat und Parteichef erzählen darf, losgelöst von Textbausteinen, die ihm seine Redenschreiber formulieren. Dass bei viel Authentizität aber auch mal der eine oder andere Satz fällt, der Kommunikationsexperten die Hände überm Kopf zusammenschlagen lässt, ist die Kehrseite der Medaille. So geschehen bei einer Veranstaltung des Redaktionsnetzwerks Deutschland, bei der Schulz die Fragen von Zeitungslesern beantworten sollte.

Da sagte er: "Ich werde mich auf dem nächsten Parteitag natürlich um eine Wiederwahl bewerben." Auch ein Bundestagsmandat wolle er annehmen. Prompt hieß es, Schulz wolle auch im Fall einer Niederlage gegen CDU-Chefin Angela Merkel im Amt des SPD-Parteivorsitzenden bleiben. Niederlage? Perspektiven nach der Wahl? Solche Schlagzeilen sind Gift im gerade erst begonnenen Wahlkampf. Schulz musste nun bei seiner Sommerreise durch den Osten der Republik nachlegen: "Natürlich trete ich auf dem Parteitag im Dezember wieder als Parteivorsitzender an", sagte er.

"Und soll ich Ihnen was sagen? Zugleich als Bundeskanzler." Dass dieses von ihm so tapfer wie kämpferisch vorgebrachte Ziel aber schwer zu erreichen sein wird, macht das Monat um Monat ätzender werdende Gemisch aus verlorenen Landtagswahlen, miesen Umfragewerten und neuerdings der Niedersachsen-Krise deutlich. Der SPD-Chef hofft auf die hohe Zahl der noch unentschlossenen Wähler. Unbeirrt macht er weiter, weiß die Partei hinter sich. Und lässt Einblicke in sein Innerstes zu: Bei seinem Glauben sei er hin- und hergerissen, offenbarte er den Zeitungslesern.

Käme es zum Amtseid im Bundestag, wisse er noch nicht, ob er "So wahr mir Gott helfe" sagen würde - eine weitere Antwort, die Experten wohl gestrichen hätten.

(RP)
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