Berlin Diese Groko-Sondierer könnten mehr Einfluss gewinnen

Berlin · An der Besetzung der Arbeitsgruppen in Berlin lässt sich ablesen, welche Politiker aus Union und SPD gute Perspektiven haben.

Derzeit kommen 39 Unterhändler von CDU, CSU und SPD zusammen, um in 15 Arbeitsgruppen die Gemeinsamkeiten für eine große Koalition zu sondieren. Die Chefs der Gruppen gelten als aussichtsreiche Kandidaten für wichtige Posten ihrer Parteien oder die Besetzung der Ministerien. Eine Auswahl. Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) Die saarländische Ministerpräsidentin hat für die CDU die Leitung der Gruppe Familie, Frauen und Jugend sowie den Bereich Soziales, Rente, Gesundheit und Pflege übernommen.

Sie gilt als eine Favoritin für die Nachfolge von Angela Merkel als CDU-Chefin und Kanzlerin. Die 55-Jährige hat mit dem Sieg bei der Landtagswahl 2017 den Aufwind von SPD-Chef Martin Schulz gestoppt. AKK, wie sie kurz genannt wird, agiert wie Merkel sachlich und ohne Polterei. Ein Wechsel ins Kabinett brächte ihr mehr Einfluss. Helge Braun (CDU) Es fällt auf, dass die CDU den in der Öffentlichkeit kaum bekannten Staatsminister im Kanzleramt in zwei Leitungsfunktionen in die Sondierungen geschickt hat: für Bildung und Forschung sowie für Arbeit und Digitalisierung.

Der 45-jährige Arzt arbeitet nach Merkels Geschmack - engagiert, geräuschlos, viel Expertise, wenig Interviews. Bisher ist er für Bürokratieabbau zuständig. Möglich, dass Merkel ihn bald befördern will. Markus Söder (CSU) Bei den Jamaika-Gesprächen zählte er noch nicht zu den Unterhändlern, weil sein erbitterter Konkurrenzkampf mit Parteichef Horst Seehofer um das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten noch in vollem Gange war.

Nun hat Seehofer einen Teil seiner Macht an den 51-Jährigen abgegeben, Söder soll bald Ministerpräsident werden. Nach Berlin will er auf keinen Fall, das Amt des CSU-Chefs schon. Andreas Scheuer (CSU) Der Generalsekretär kümmert sich in den Sondierungen um die Stärkung der Demokratie. Scheuer ist etwas grobschlächtig und haut gern ein paar Sprüche raus. Der 43-Jährige war bis 2013 Staatssekretär im Verkehrsministerium.

In der CSU werden ihm Chancen auf eine Rückkehr ins Kabinett nachgesagt. Olaf Scholz (SPD) Hamburgs Erster Bürgermeister leitet für die SPD die Finanzgruppe. Von seinen Gegnern als "Scholzomat" belächelt, gilt der 59-Jährige als kluger, redegewandter, aber spröder Politiker. Wegen der Ausschreitungen beim G 20-Gipfel in Hamburg ließ er politisch Federn. In der SPD gehört Scholz zu den Schulz-Kritikern und musste daher zuletzt etwas zurückrudern.

Dennoch wird er als Parteichef in spe gehandelt. Anke Rehlinger (SPD) Sie ist kaum bekannt, gehört aber bei den Sondierungen gleich zwei Arbeitsgruppen an: Wirtschaft, Verkehr und Infrastruktur sowie als Chef-Unterhändlerin dem Bereich Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Die 41-Jährige wird im März wohl die Führung der Saar-SPD von Bundesjustizminister Heiko Maas übernehmen. Im Saarland ist sie Wirtschaftsministerin.

Die Juristin und frühere Kugelstoßerin gilt als forsch und karriereorientiert. Sollte sich Maas zurückziehen, könnte sie auf einen Posten im Bundeskabinett zielen.

(RP)
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