Glyphosat-Verbot gefordert Gängiges Unkraut-Vernichtungsmittel offenbar krebserregend

Frankfurt/Main · Es ist der meist verbreiteste Wirkstoff in Unkrautvernichtungsmitteln: Glyphosat. Laut neuesten Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation WHO ist es aber außerdem krebserregend. Niedersachsens Landwirtschaftsminister fordert deshalb ein Verbot des Glyphosat-Einsatzes.

Bio-Skandale und ihre Risiken
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Foto: dpa, Andreas Gebert

Niedersachsen dringt auf ein weitgehendes Verbot des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat in Deutschland. Landwirtschafts- und Verbraucherminister Christian Meyer (Grüne) verwies in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Donnerstag auf neueste Erkenntnisse der Weltgesundheitsorganisation WHO, die Glyphosat als "wahrscheinlich krebserzeugend" beim Menschen eingestuft hatte. Auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete Harald Ebner forderte, das Mittel aus dem Verkehr zu ziehen, solange der Krebsverdacht nicht ausgeräumt werden könne.

Anwendung auf 30 bis 40 Prozent der deutschen Ackerfflächen

Meyer kündigte an, das Glyphosat-Problem werde zu den Hauptthemen auf der Verbraucherschutzminister-Konferenz kommende Woche in Osnabrück gehören. Niedersachsen hat in diesem Jahr den Vorsitz inne. "Wir wollen den Einsatz dieses Giftes in der Landwirtschaft deutlich einschränken. In Gärten, Parks und auf Kinderspielplätzen hat dieses Pestizid gar nichts zu suchen und sollte deshalb für den kommunalen Sektor und den Hobbygärtnerbereich ganz verboten werden", sagte Meyer der Zeitung.

Glyphosat ist weltweit einer der am meisten eingesetzten Wirkstoffe in Unkrautvernichtungsmitteln und das am weitesten verbreitete Pflanzengift. Es blockiert ein Enzym, das für die Proteinsynthese in Pflanzen zuständig ist. Es tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Einsatz des Herbizids überlebt. In Deutschland kommt das Mittel Schätzungen zufolge auf 30 bis 40 Prozent der Ackerflächen zur Anwendung, wie die "Neue Osnabrücker" schrieb.

Vorwurf: Um Prüfung des Krebsverdachts gedrückt

In der EU ist das Unkrautvernichtungsmittel seit 2002 zugelassen, eine turnusmäßige Neuzulassung ist derzeit im Gange. Im EU-weiten Zulassungsprozess für Glyphosat ist Deutschland als Berichterstatter für die Koordination zuständig. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte dazu die Gesundheits- und Umweltrisiken von Glyphosat erneut überprüft. Es sieht nach eigenen Angaben "keine Hinweise auf krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Wirkung durch Glyphosat".

Ebner übte heftige Kritik an der Untersuchung des BfR: Das Bundesinstitut habe die Bewertung von Glyphosat für abgeschlossen erklärt, "ohne sich näher mit der neuen WHO-Einstufung zu befassen". Um eine eigene Prüfung des Krebsverdachts habe sich das BfR "gedrückt", erklärte Ebner. Er forderte, Glyphosat aus dem Verkehr zu ziehen, solange der Krebsverdacht nicht wissenschaftlich umfassend ausgeräumt sei.

Das BfR hatte bereits in einer Stellungnahme am 23. März erklärt, dass die neue Einstufung der zur WHO gehörenden Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) "auf Basis der vorliegenden Informationen wissenschaftlich schlecht nachvollziehbar und offenbar nur mit wenigen Studien belegt" sei. Um abschließend Klarheit zu schaffen, müsste allerdings die "finale Monographie", also die abschließende Studie, abgewartet werden.

(AFP)
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