Trump, Clinton, Sanders Wer ist der wahre New Yorker?

New York · 19 Millionen Einwohner zählt der US-Bundesstaat New York - doch der Kampf um Wähler spielt vor allem in New York City. Während Ted Cruz Eigentore schießt und John Kasich Randfigur bleibt, wetteifern die drei Top-Kandidaten darum, wer die Metropole am besten verkörpert.

Hillary Clinton bei einer Wahlkampf-Veranstaltung in New York.

Hillary Clinton bei einer Wahlkampf-Veranstaltung in New York.

Foto: afp, js/mb

Für Ted Cruz ging die ganze Sache ziemlich nach hinten los. Mitten in der Bronx wollte der texanische Senator sich ablichten lassen und an einer High School über Bildung sprechen. Doch die Schüler - viele von ihnen Einwanderer - drängten ihren Direktor, den Auftritt abzusagen und drohten mit Boykott.

Kampf um die Millionenstadt

"Ted Cruz steht gegen alles, wofür unsere Schule steht", sagte ein Schüler der "New York Daily News". Es war der Beginn eines erneut aufflammenden Kampfes darüber, was New York ist und welcher der Präsidentschaftskandidaten die Werte der Millionenstadt am besten vertritt.

Rund zwei Wochen waren es da noch zu den Vorwahlen im Staat New York, die am Dienstag die nächste Etappe im Langstreckenlauf um das Weiße Haus markieren. Seitdem wetteifern Donald Trump, Hillary Clinton und Bernie Sanders darum, wer von ihnen der wahre New Yorker ist: Clinton, die 1999 ein Haus in der nördlichen Vorstadt Chappaqua kaufte und ihren Wahlkampf aus Brooklyn steuert? Sanders, der dort aufwuchs und dessen Dialekt an einen Yankees-Fan aus den 1990er Jahren erinnert? Oder Trump, der in Queens aufwuchs und der sein Imperium vom Trump Tower an der Fifth Avenue aus verwaltet?

Etliche Details aus Privatleben der Kandidaten

Akzent, Wohnort, Essgewohnheiten, bevorzugte Sportmannschaft - selbst die "New York Times" nutzte in diesem einzigartigen Lokalderby die Gelegenheit, komplett unpolitische Details aus dem Privatleben der Kandidaten für ein Ranking heranzuziehen. Ergebnis: Jeder von ihnen ist ein bisschen oder sehr New Yorker, ein bisschen aber auch nicht.

95 Delegierte sind bei den Republikanern zu holen, bei den Demokraten sogar 291. Clinton baut dabei auf ihre Errungenschaften als New Yorker Senatorin zwischen 2001 und 2009, darunter die von ihr erreichte Förderung der US-Regierung für Brustkrebs-Forschung in Höhe von 900 000 Dollar, die 20 Millionen Dollar für eine Klinik in Buffalo und ihr Kampf dafür, den Luftstützpunkt der Nationalgarde in Long Island zu halten.

Die Wähler in Städten wie Rochester und Buffalo könnten Clinton helfen, den Sieg einzufahren. Mit 53 Prozent Zustimmung der Wähler konnte sie ihren Vorsprung vor Sanders (40 Prozent) bisher halten.

Der gibt sich in Auftritten quer durch die Stadt als Anwalt der kleinen Leute, als derjenige, der "Konzerngier und der manipulierten Wirtschaft" einen Riegel vorschieben will. Viele der New Yorker hat er mitgerissen. 27 000 Menschen strömten laut seines Wahlkampfbüros zur Rede im Washington Square Park im Greenwich Village - als Senator Barack Obama dort 2007 sprach, waren es dessen Team zufolge nur 20 000 Teilnehmer gewesen.

Doch Sanders hat ein Problem: Zwar zieht er viele unabhängige Wähler auf seine Seite, doch nur zum Wählen registrierte Demokraten können bei den Vorwahlen ihre Stimme abgeben. Und die stehen mehrheitlich hinter der ehemaligen First Lady.

Und was macht Trump? Der kann sich jüngsten Umfragen zufolge auf 53 Prozent Zustimmung ausruhen, während Kasich (22 Prozent) und Cruz (17 Prozent) deutlich hinter dem Baulöwen um den zweiten Platz raufen.
Bei einem Gala-Dinner der Republikaner hingen viele Teilnehmer Trump an den Lippen, während die kurze Zeit später folgende Rede Cruz' von Tischgesprächen und Geschirrgeklimper übertönt wurde.

Und wieder ging es um alles, wofür die Stadt steht: "Wir haben ein paar sehr, sehr unglaubliche New Yorker Werte", sagte Trump. Es war ein klarer Seitenhieb gegen Cruz, der genau diese Werte offen attackiert hatte.

Cruz ließ nach seinem ersten Patzer in der Bronx übrigens nicht locker: Sein Team organisierte in letzter Minute einen Ersatztermin in einem Latino-Schnellrestaurant. Doch auch der Schuss ging nach hinten los: "Hau' ab aus der Bronx", rief ihm ein in der Gegend bekannter Rapper zu.

Zwar kamen rund 70 Priester und Evangelikale, um dem Texaner Rückendeckung zu bieten. Doch die Boulevardzeitung "New York Daily News", trotz oder wegen ihres Revolverstils aus Sicht vieler New Yorker eine wichtige Stimme der Stadt, hatte Cruz schon im Januar ins Abseits manövriert. Sie zeigte Cruz auf der Titelseite, hinter ihm die Freiheitsstatue - mit ausgestrecktem Mittelfinger.

(spol/dpa)
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