Christian Terhoeven "Der Wechsel zu WDR 4 war richtig"

Dortmund · Seit drei Monaten ist Christian Terhoeven bei WDR 4 auf Sendung. Die Neuausrichtung der Radiowelle scheint zu gelingen.

Christian Terhoeven: "Der Wechsel zu WDR 4 war richtig"
Foto: WDR/Linda Meiers

Sie nennen sich selbst NRWs früheste Fahrgemeinschaft. Um 3.15 Uhr machen sich Christian Terhoeven und Ute Schneider in Köln auf den Weg, um pünktlich zu Beginn der Morgen-Sendung auf WDR 4 im Dortmunder Studio zu sein. Die rund einstündige Fahrt nutzen die beiden Radiomoderatoren zur Vorbereitung. Dann reden sie sich warm und machen sich mit den Themen des Tages vertraut. Das neue Duo, das Mitte Juli erstmals bei WDR 4 moderierte, wurde durch große Nachrichtenlagen gleich auf einige Bewährungsproben gestellt. "Wenn man dann im Auto schon eine Stunde Zeit hat, um miteinander zu beratschlagen, was wir wie machen, hilft das sehr", sagt der 39-jährige Terhoeven.

Christian Terhoeven ist der erste Moderator, der von der jungen Welle 1Live zum gerne als Seniorensender verschrieenen Kanal WDR 4 gewechselt ist. Zehn Jahre bildete er mit Michael Dietz bei 1Live eine Einheit - als Terhoeven und Dietz waren sie eines der bekanntesten und beliebtesten Duos im deutschen Radio. Im vergangenen Jahr entschieden die beiden Enddreißiger, dass die Zeit für etwas Neues reif sei. Von Seiten des Senders habe es diesbezüglich keinen Druck gegeben, dort sei man eher überrascht gewesen, betont Terhoeven, "es war unsere persönliche Entscheidung. Wir hatten beide das Gefühl, dass wir mal etwas anderes machen wollen". Michael Dietz wechselte als Moderator der Aktuellen Stunde ins WDR-Fernsehen, Christian Terhoeven ging zu WDR 4 - auch wenn dies anfangs noch nicht festgestanden habe. "Der Wechsel zu WDR 4 war die richtige Entscheidung", sagt Terhoeven.

Jochen Rausch, früher Wellenchef bei 1Live, ist inzwischen Leiter der Breitenprogramme Hörfunk und somit auch für WDR 4 verantwortlich und mit der Neuausrichtung des Programms betraut. Besonders an der Frühstrecke feilte er. Das Verhältnis Wort (zirka 25 Prozent) und Musik (zirka 75 Prozent) hat sich im neuen WDR 4 zwar nicht verändert. Doch soll es regionaler zugehen. "WDR 4 versteht sich als aktuelles, regionales und emotionales Radioprogramm", sagte Rausch. Für die neue Frühstrecke habe er "profilierte Teams" gefunden, die sowohl "über eine hohe journalistische Kompetenz als auch über die Fähigkeit verfügen, Themen auf Augenhöhe und nah an den Menschen zu präsentieren".

Bei Probesendungen wurden verschiedene Kandidaten getestet, wie sie miteinander harmonieren und interagieren - jeder hatte eine Stunde Vorbereitungszeit, dann wurden sie "aufeinander losgelassen". "Ich war nervös, ob das funktionieren würde", sagt Terhoeven. Wenn man so lange einen festen Moderationspartner gehabt habe, sei es nicht leicht, sich auf jemand Neues einzulassen. Doch bei Ute Schneider habe er ein gutes Gefühl gehabt, "das hat einfach gepasst" - nicht nur, weil auch sie ihre Wurzeln im Ruhrpott hat. Sowohl zwischenmenschlich als auch bei den Absprachen habe es gestimmt.

Zurück ins Ruhrgebiet zu ziehen, kommt für den gebürtigen Recklinghäuser aber nicht infrage - auch nach inzwischen drei Monaten Pendeln nicht. "Mein Lebensmittelpunkt ist Köln." Doch die Fahrerei und die neue Arbeit in Dortmund hinterlassen bereits ihre Spuren: "Ich registriere, dass ich mir den mühsam abtrainierten Ruhrgebiets-Slang wieder angewöhne." Hömma sei schon wieder eines seiner Lieblingsworte.

Christian Terhoeven gehört zu den Menschen, die sich alles merken können. Da reicht es, einen Song einmal zu hören, egal, wie schrecklich er auch sein mag. Wo er das alles hinpacke? "Ich habe auf meiner Festplatte viel Platz. Denn das Mathezentrum ist nicht vorhanden", sagt er und lacht. Deshalb freut er sich über manchen Klassiker, den er anspielen darf. "WDR 4 ist zu meinem Sender geworden, seitdem ich gemerkt habe, dass ich zu fast jedem Song eine Geschichte oder den Text kenne." Er sei froh über die Neuausrichtung der Welle, denn auch beim Musikprogramm hat es Veränderungen gegeben. Zum musikalischen Markenkern gehören laut WDR die Hits der 70er und 80er sowie aktuelle Popmusik. Zwischen deutschem Pop und Schlager zu unterscheiden sei sehr schwierig, die Grenzen seien fließend. Fest steht: Den alten Schlager der 60er und 70er spielt WDR 4 nicht mehr.

Ob das neue Konzept aufgeht? WDR 4 hat die Tagesreichweite nach eigenen Angaben in der letzten Media-Analyse auf mehr als zwei Millionen Hörer gesteigert. Die dazugehörigen Erhebungen wurden im Frühjahr durchgeführt, also vor Start der neuen Frühsendung. "Aber wir merken bereits, dass die Akzeptanz für das neue WDR 4 sehr gut ist und sind deshalb zuversichtlich, dass wir für Hörer in NRW auf dem richtigen Kurs sind", erklärt eine Sprecherin auf Anfrage. Alle Untersuchungen der Publikumsforschung belegen laut WDR die Beliebtheit der Titel des neuen musikalischen Repertoires. "Und das gerade in der Altersgruppe der Generation 50plus, die inzwischen mit internationaler Musik aufgewachsen ist", so die Sprecherin.

"Das frühere Programm hatte seine Berechtigung, aber es war eine andere Zeit, nun muss man sich für andere Dinge aufmachen", meint Terhoeven. Ihn erreichten inzwischen viele positive Mails von zuvor skeptischen Hörern. "Vor meinem Wechsel haben mich einige gebeten, bloß nicht die 1Live-Musik mitzubringen, ein paar Witze dürfe ich aber machen", erzählt der Radiomoderator. Nun äußerten sich die Menschen zufrieden mit dem neuen Programm. "Man soll merken, dass wir Morgenteams gute Laune verbreiten und bei uns ein besonderer Teamgeist herrscht", sagt er. Natürlich werde es noch einige Zeit dauern, "aber ich bin der festen Überzeugung, dass das neue WDR 4 ein Erfolg werden kann", sagt Terhoeven. Das größte Kompliment sei, wenn neue Hörer sagen: "Das ist jetzt mein Sender".

(RP)
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