Wülfrath Wülfrather helfen im Drei-Schicht-Betrieb

Wülfrath · Beim Flüchtlingsfest haben sich viele Bürger in die Listen eingetragen und sind bereit, die Flüchtlinge zu unterstützen. Sozialdezernent Hans-Werner van Hueth ist nach wie vor entsetzt über das Verhalten der Bezirksregierung.

 In der Turnhalle des Gymnasiums sind derzeit etwa 150 Flüchtlinge untergebracht. Mitten in der Nacht kamen ohne jede Ankündigung 100 Menschen mit dem Bus und wurden im Regen stehen gelassen.

In der Turnhalle des Gymnasiums sind derzeit etwa 150 Flüchtlinge untergebracht. Mitten in der Nacht kamen ohne jede Ankündigung 100 Menschen mit dem Bus und wurden im Regen stehen gelassen.

Foto: D. Janicki

Das Flüchtlingsfest ist vorbei und Hans-Werner van Hueth ist begeistert. Als Sozialdezernent freut er sich nicht nur über die Willkommenskultur, sondern vor allem über das ungebrochene Engagement der Ehrenamtler.

Viele Wülfrather haben offenbar die Gelegenheit genutzt, sich in die ausgelegten Listen einzutragen. "Etliche sind sogar bereit, quasi im Dreischichtbetrieb mitzuhelfen", weiß van Hueth.

Wie wichtig diese Unterstützung ist, wird schnell klar, wenn der Sozialdezernent über die derzeitige Lage spricht. Die Flüchtlingskrise ist das alles beherrschende Thema, vor allem auch wegen der Unberechenbarkeit der Entwicklungen. Denn dass mitten in der Nacht plötzlich Flüchtlinge in Wülfrath vor der Erstaufnahmeeinrichtung am Gymnasium abgesetzt werden, um dort im strömenden Regen auf die ärztliche Untersuchung zu warten, kann und will Hans-Werner van Hueth kein zweites Mal hinnehmen. Auch wenn er keine allzu großen Hoffnungen hat, dass sich an der Organisationsmisere des Landes in absehbarer Zeit etwas ändern könnte, wird er dennoch nicht müde, die Konsequenzen eines solchen Fehlmanagements anzuprangern.

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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In besagter Nacht hatte niemand vorher die Stadt informiert. "Es gibt ein städtisches Nottelefon, an dem immer jemand den Hörer abnimmt. Ein Anruf hätte genügt." Um die Situation in den Griff zu bekommen, war damals das Krisenmanagement des DRK angelaufen. Noch funktioniere auch dort das ehrenamtliche Engagement. Niemand wagt jedoch derzeit daran zu denken, dass das in Anbetracht möglicher Überforderung irgendwann nicht mehr so sein könnte.

Die Helfer des DRK seien es bislang auch, die unterstützt von engagierten Ehrenamtlern dafür sorgen, dass in der Turnhalle am Gymnasium alles gut laufe. "Manchmal ist es vielleicht nachts schon mal unruhig oder es gibt die eine oder andere verbale Auseinandersetzung. Das ist unter diesen Umständen nicht ungewöhnlich" glaubt Hans-Werner van Hueth. Rund um die Uhr sei jemand vor Ort ansprechbar, Probleme könnten so gelöst werden.

Was die Aufnahme von Flüchtlingen auf dem Gelände der Bergischen Diakonie (BDA) betrifft, sei bislang noch nichts entschieden. Dort würde man gern bevorzugt Familien mit Kindern aufnehmen, allerdings könne die Stadt die Zuweisungen durch das Land nicht beeinflussen. "Außerdem müssten vor Ort noch Möglichkeiten zur Kinderbetreuung geschaffen werden. Darauf gibt es seitens der Flüchtlinge einen Rechtsanspruch", weiß van Hueth Auch wenn die Diakonie selbst für eine solche Einrichtung sorgen würde, müsste die Stadt die Kosten übernehmen. Auch bauliche Fragen müssten noch geklärt werden.

Hinsichtlich der steigenden Flüchtlingszahlen sei nicht absehbar, wie sich die Lage grundsätzlich entwickeln werde. "Die 150 Flüchtlinge in der Erstaufnahme werden zurzeit zu dem städtischen Kontingent hinzugerechnet. Es ist fraglich, ob das so bleiben wird", schaut der Sozialdezernent in eine unsichere Zukunft, von der er hofft, dass sie keine allzu großen Überraschungen bereithält. Denn vor allem in finanzieller Hinsicht sei nicht klar, ob die zugesagten Mittel des Bundes auch tatsächlich in den Kommunen ankommen werden. Fest steht nur eines: Wenn das Land zuweist, müssen die Städte aufnehmen.

(magu)
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