Wülfrath Wie oft reitet St. Martin durch Wülfrath?

Wülfrath · Für den zentralen Martinszug durch Wülfrath rechnet die Fördergemeinschaft St. Georg mit einer Rekordbeteiligung. Die Stadt will ihre rigorose Position zu St. Martin überdenken. Ursprünglich sollte es nur drei Umzüge in der Stadt geben.

 Der Wülfrather Martinszug hat eine lange Tradition: Bunte Laternen, Posaunenklänge und zahlreiche Besucher begleiten den St. Martin, wenn er hoch zu Ross durch die Wülfrather Innenstadt zieht.

Der Wülfrather Martinszug hat eine lange Tradition: Bunte Laternen, Posaunenklänge und zahlreiche Besucher begleiten den St. Martin, wenn er hoch zu Ross durch die Wülfrather Innenstadt zieht.

Foto: Mathias Kehren

In diesem Jahr brauchen sie von allem mehr! Mehr Weckmänner, denn wenn alle Kindergärten und Schulen mangels eigener Umzüge zum 40. Martinszug der Fördergemeinschaft St. Georg kommen sollten, ist eine Rekordbeteiligung zu erwarten. Abhängig vom Wetter wird mit mehr als 3000 Teilnehmern gerechnet. 1200 Pfeifen-Männer aus Hefeteig werden da nicht reichen. Mehr Ordner - denn 20 bis 25 Warnwestenträger werden zu wenige sein, um alle sicher von der Parkschule bis zum Parkplatz "Am Diek" zu bringen, wo dann endgültig das Schwert den Umhang spaltet. Und mehr Langmut - denn auch der Katholischen Kirchengemeinschaft St. Maximin hat die Stadt ins Stammbuch für diesen Termin (Donnerstag, 9. November, 17.30 Uhr) geschrieben: Die Erlaubnis stehe unter dem Vorbehalt des jederzeitigen Widerrufs oder einer Ergänzung durch zusätzliche Auflagen. Als ob jemals jemand St. Martin habe aufhalten können.

Dessen ist sich auch der Erste Beigeordnete Rainer Ritsche bewusst, der gegenüber der RP ankündigt, man werde die Sicherheitslage rund um St. Martin noch einmal intensiv überdenken - und sich dann mit den Veranstaltern in Verbindung setzen. Ursprünglich hatte Ordnungsamtsleiter Sebastian Schorn geunkt, er wolle nicht die Hand dafür ins Feuer legen, "dass nicht auch hier im kleinen Wülfrath etwas passiert".

Von dieser rigorosen Haltung scheinen die städtischen Entscheider gerade abzurücken. Die Kita Düsseler Tor war dem Vernehmen nach fest entschlossen, einen eigenen Martinszug auf die Beine zu stellen. Dort darf man wieder hoffen.

"Für unseren Zug müssen wir ohnehin alles so hinnehmen, wie es ist", sagt Jürgen Ahrweiler von der Fördergemeinschaft St. Georg. Selbst an kurzfristig ausgesprochenen Auflagen werde man nichts ändern können. Dass trotz alledem die Sponsoren in ihrem Engagement nicht nachlassen, freut Ahrweiler ganz besonders. Denn sein Gegner sind weder diffuse Ängste noch vermeintlich eng gesteckte Grenzen eines christlichen Brauchs. "Wir sehen, dass Kinder aus allen Ländern und Kulturkreisen in jedem Jahr mit großer Freude mitziehen."

Ahrweilers Reibfläche ist vielmehr die Kürbis-Orgie "Halloween". Und der Ansatz, aus St. Martin ein "Lichterfest" zu machen, bloß vermeintlich kulturübergreifend daherkommt. "Die Geschichte von St. Martin kennt jeder; es wird niemand ausgeschlossen."

In diese Kerbe schlug auch der unter anderem für Wülfrath zuständige CDU-Landtagsabgeordnete Martin Sträßer. Er kritisierte scharf den Ansatz der Wülfrather Verwaltung, zahlreiche Martinszüge von Kitas und Schulen kurzerhand aufgrund von Sicherheitsbedenken zu verbieten: "Die Entscheidung der Stadt, nicht mehr als drei Martinszüge zu genehmigen, ist schlicht falsch - und auch rechtlich in dieser Form gar nicht haltbar."

Gegenüber der RP rief er alle auf, die einen Martinszug auf die Straßen bringen wollten, sich an ihn zu wenden: "Die Organisatoren werden meine volle Unterstützung bekommen."

(RP)
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