Stadt Willich Landwirte besorgt wegen Schweinepest

Stadt Willich · Der Rheinische Landwirtschaftsverband schaut mit Sorge auf die Ankunft der Erntehelfer aus Osteuropa zur Spargel- und Erdbeersaison. Mit Broschüren will man vor der Gefahr warnen. Bauern im Kreis Viersen ziehen mit.

Spargel: Fakten zur Ernte
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Foto: Jürgen Laaser

Als sich im Januar die Landwirte zu ihrem traditionellen Bauernkaffee im Kempener Kolpinghaus trafen, gab es auch Wurst - hygienisch einwandfrei natürlich. Was passiert aber, wenn ausländische Saisonarbeiter, die bald verstärkt vor allem zur Ernte auf den Erdbeer- und Spargelfeldern kommen und ihre Wurst von zu Hause mitbringen, diese auf den Raststätten verzehren und die Reste von Wildschweinen gefressen werden? Die hiesigen Landwirte haben große Sorge, dass dadurch die Afrikanische Schweinepest nach Deutschland kommen könnte.

Diese Sorge hatte bereits beim Bauernkaffee der Kempener Ortslandwirt und Vorsitzende der Ortsbauernschaft, Peter Josef Coenen, geäußert. Dem schließt sich der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen, Paul-Christian Küskens, an: "Die meisten der landesweit rund 40.000 Erntehelfer reisen jetzt bald aus Osteuropa an, wo dieser gefährliche Erreger bereits grassiert." Auch der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV) befürchtet, dass die Saisonarbeiter infiziertes Fleisch aus der Heimat mitbringen, hier nicht korrekt entsorgen und sich darüber die Wildschweine anstecken könnten. Küskens: "Die Gefahr geht nicht von unseren hochmodernen Schweinemastbetrieben aus, die hohe Standards erfüllen müssen, sondern von den Saisonarbeitern." Ein achtlos an den Rastplätzen oder in freier Natur weggeworfenes Wurstbrot würde reichen, dies sei ein gefundenes Fressen für die Wildschweine.

RLV-Sprecherin Marilena Kipp sieht dies genauso: "Unsere Hauptsorge ist, dass die Saisonarbeiter Lebensmittel mitbringen, denn viele Menschen in Osteuropa haben noch Hausschlachtungen." Eingeschweißte Ware sei kein Problem. "Die wird dort genauso kontrolliert wie hier", sagt Kipp. Auch "vernünftig entsorgte" Lebensmittel würden keine Bedenken bereiten. "Aber die Erntehelfer sollen das Wurstbrot eben nicht einfach an der Raststätte in einen Mülleimer ohne Deckel wegwerfen", sagt Kipp. Der Erreger sei im Blut infizierter Tiere sehr widerstandsfähig und über Wochen haltbar. "Wenn jemand beispielsweise ein infiziertes Wildschwein schießen würde und dessen Blut in den Waldboden laufen würde, ist es noch lange ansteckend", erklärt die RLV-Sprecherin.

Welche Mythen sich um den Spargel ranken
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Foto: dpa, bse soe fux

In Osteuropa grassiert die Tierseuche seit etwa acht bis zehn Jahren. Über Abfälle von Schiffen auf Deponien sei sie von der Schwarzmeer-Region aus weiter nach Westen gewandert. "Anhand von Karten kann man sehen, dass die Ausbruchsherde entlang von Autobahnen und Fernstraßen liegen", sagt Kreis-Vorsitzender Küskens. "Das Problem ist menschengemacht." Für Küskens ist die Schweinepest in Osteuropa gar nicht so weit weg. "Aktuell haben wir die Entwicklung, dass sie um 300 Kilometer gesprungen ist: nach Rumänien, wo sonst nie etwas los war", sagt der Landwirt. "Für Saisonarbeiter oder Lkw-Fahrer, die meist wochenlang unterwegs sind, kann die mitgebrachte Dauerwurst auch ein Stück Heimat sein. Gerade darin ist der Erreger jedoch nicht abgetötet." Für den Menschen ist er ungefährlich, "aber wir haben gerade im Westkreis eine starke Wildschweinpopulation".

"Wir achten darauf, dass sich unsere Saisonkräfte nicht fremd verpflegen, denn bei uns erhalten sie Unterkunft und Vollpension", sagt Obstanbauer Frank Mertens aus Schiefbahn. Von Mai bis Ende Juli ist bei ihm die Erdbeerernte, dann werden etwa 70 Saisonarbeiter im Einsatz sein, ein Drittel aus Polen, zwei Drittel aus Rumänien. Es dürfe nicht, so Mertens, zu einer Selbstversorgung kommen.

Der neue Willicher Stadt-Beauftragte der Landwirte, Helmut Oellers, der selbst keine Saisonkräfte braucht, weist darauf hin, dass es vom RLV Flyer im Umlauf seien, die auf diese Gefahr in englischer, rumänischer, tschechischer und polnischer Sprache aufmerksam machen. Darauf steht auch, dass Fahrzeuge, Kleidung und Geräte gründlich zu reinigen seien, wenn die Saisonkräfte in ihrer Heimat Kontakte zur Haus- und Wildtieren hatten. Die Infoblätter können unter www.rlv.de/schwein-wichtig kostenfrei heruntergeladen werden.

(wsc)
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