Alpen "Kleine Gesamtschule" setzt auf vier Züge

Alpen · Vom nächsten Samstag an können Viertklässler an der Sekundarschule Alpen angemeldet werden. 75 Neue ist das Maß.

 Professionelles Marketing: Mit Flyern stellt die "Schule mit dem Plus" mit ihre Stärken und Schwerpunkte heraus.

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Foto: Armin Fischer

Der Start ins zweite Schulhalbjahr ist für Tilman Latzel, Leiter der Sekundarschule, stets mit Nervenkitzel verbunden. Dann nahen die Tage, an denen Eltern seiner Schule ein Zeugnis ausstellen - mit Folgen fürs neue Schuljahr. Die Anmeldung, die nun wieder vor der Tür steht, entscheidet darüber, ob die Schule im Jahr fünf ihres Bestehens erneut ihr Ziel Vierzügigkeit erreicht. Die Messlatte liegt bei 75 Viertklässlern, die sich entscheiden müssen, weiter in Alpen zur Schule zu gehen. Trotz engagierter pädagogischer Arbeit und einer professionell begleiteten, recht erfolgreichen Marketingoffensive der "Schule mit dem Plus" ist die Anmeldephase weiter eine Zitterpartie.

Einmal hat's nicht gereicht. Der aktuelle Jahrgang sechs hat's nur auf drei Klassen gebracht. Im vorigen Jahr waren's 79 Kinder, die aus einer der drei Grundschulen in der Gemeinde ins Schulzentrum gewechselt sind, wo sich Haupt- und Realschule auf dem Rückzug befinden und der Sekundarschule in zwei Jahr das Feld allein überlassen.

Dass sich die Sekundarschule weiter recht schwertut, ihr Potenzial vor Ort voll auszuschöpfen, hat für Tilman Latzel vor allem einen Grund: "Viele Eltern können mit noch jungen Schulform als Alternative neben dem herkömmlichen dreigliedrigen Schulsystem noch immer nicht so viel anfangen." Um's eingängig zu machen, bringt's der Rektor auf eine schlichte Formel: "Wir sind eine kleine Gesamtschule."

Der fehlt eine eigene Oberstufe. Bei der Größe des Ortes reiche die Zahl der Schüler nicht, eine funktionierende Stufe draufzusatteln, die bis zum Abitur führt. Dazu bräuchte es etwa doppelt so viele Anmeldungen. Daher kooperiert die Sekundarschule mit der Europaschule in Rheinberg - eine Gemeinschaftsschule, die im Sommer 2017 mit ihrer gymnasialen Oberstufe an den Start geht. "Dass Oberstufenschüler sich in den Bus setzen, um ein paar Kilometer weiter eine gute Schule zu besuchen, kann doch nicht das Problem sein", denkt Latzel.

Er könne nicht so recht nachvollziehen, weshalb Eltern, deren Kinder nicht die uneingeschränkte Empfehlung fürs Gymnasium mitbrächten, sich an Schulen in der Nachbarschaft orientieren. "Es liegt doch viel näher, wenn Kinder aus Alpen weiter in Alpen zur Schule gehen", so der Pädagoge.

Zumal seine Schule mit guten Argumenten punkten könne: Wohnortnähe, kleine Klassen, individuelle Förderung in einem überschaubaren System, hervorragende räumliche und personelle Ausstattung, ausgeprägte Berufsorientierung mit bewährten Kontakten zu namhaften Unternehmen vor Ort.

"Die Gemeinde tut alles, damit es Schülern und Lehrern an nichts fehlt", so Latzel. Er verweist auf das Schwimmbad und die Vorzeige-sportarena vorm Pausenhof. Der stünden die neuen Technikräume und die Schulküche in nichts nach.

Der Schulleiter empfiehlt Eltern, sorgsam darüber nachzudenken, welche die passende Schulform fürs Kind ist. Einer eingeschränkten Gymnasialempfehlung vermeintlich nach oben zu folgen, berge ein erhebliches Risiko. Die Sekundarschule biete mit ihren Differenzierungsformen in den Kernfächern - anders als die Turbo-Karriere zum Abitur - Schülern ausreichend Zeit, ihr ganzes Leistungspotenzial zu entfalten. Die Zahl der sogenannten Rückläufer sei recht hoch und würden in der Sekundarschule inzwischen die Klassen ab Jahrgangsstufe sieben bis an die Kapazitätsgrenze auffüllen. "In acht sind wir voll. Da geht nichts mehr", sagt der Rektor.

Er betont, dass seine Schule nicht nur durch ihre "tollen Rahmenbedingungen" überzeuge, sondern auch inhaltlich viel zu bieten habe. Mit Englisch, Französisch, Niederländische und Spanisch finden sich allein vier Fremdsprachen im Fächerkanon. Die Schule genüge gymnasialen Standards, wende sich aber an alle Leistungsstandards. "Die Schule hat sich vor allem durch die engagierte Arbeit des Kollegiums sehr gut entwickelt", so Latzel.

Ihre Leistungsfähigkeit beweise die Sekundarschule auch bei der Integration des inzwischen gut einen Dutzends Flüchtlingskinder, von denen einige schon so gut Deutschen sprächen, dass man auf den ersten Blick nicht auf die ferne Herkunft schließe. Ein Flüchtlingsjunge habe es gar zum Jahrgangsbesten in Mathe gebracht. "Für unsere Schüler ist die Integration der Flüchtlinge eine lockere, selbstverständliche Übung im Schulalltag", sagt Latzel.

(RP)
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