Neuss Neusser Tafel feiert 20-Jähriges mit Schnittchen, Sekt und Jazz

Neuss · Bei den Feierlichkeiten wurden auch ernste Töne angestimmt - denn laut der Vorsitzenden nimmt die Armut in Neuss deutlich zu.

 Tafel-Vorsitzende Rebecca Schuh freute sich über viele Gratulanten.

Tafel-Vorsitzende Rebecca Schuh freute sich über viele Gratulanten.

Foto: Woitschützke

Wo sonst Bedürftige für Lebensmittel anstehen, wurde jetzt mit Schnittchen, Sekt und Jazz gefeiert. Aus gutem Grund: Die Neusser Tafel gibt es nun seit 20 Jahren. Anfangs vor allem gegründet, um Lebensmittel vor dem Verfall zu retten und sie Obdachlosen zur Verfügung zu stellen, ist der Andrang seitdem stetig größer geworden. "Derzeit versorgen wir rund 240 Haushalte. Das geht durch alle Schichten. Wir haben auch schon arbeitslos gewordenen Piloten oder Bankern helfen müssen", sagt die Neusser Tafel-Vorsitzende Rebecca Schuh (63). Die Unterstützung sei jedoch immer nur eine Überbrückung. Höchstens ein Jahr lang können Menschen Hilfe bei der Tafel erhalten. In dem Laden an der Düsseldorfer Straße gibt der Verein gegen einen geringen Obolus Kleidung und Lebensmittel an Bedürftige ab. Rund 20 Händler aus dem Umkreis versorgen die Tafel mit aussortierter, aber noch haltbarer Ware. Inzwischen unterhält die Neusser Tafel Zweigstellen in Meerbusch, Korschenbroich und Kaarst.

"Die Armut in Neuss und im Kreis hat deutlich zugenommen", sagt Schuh. Vor allem Renter und alleinerziehende Mütter seien betroffen. Und damit auch deren Kinder. Hinzu kommen neuerdings auch viele Flüchtlinge. Pro Monat wandern rund 100 Tonnen Lebensmittel über die Ladentheke. "20 Jahre Neusser Tafel bedeuten viel Arbeit und viel Engagement gegen die zunehmende Armut in der Gesellschaft", sagt Schuh. Dafür dankten jetzt viele Gäste. Neben Spendern und Bedürftigen waren das vor allem Kreisdirektor Dirk Brügge und Bürgermeister Reiner Breuer. Viele Gäste hatten ein Geschenk mitgebracht.

Für die Zukunft wünscht sich Rebecca Schuh eine engagierte Nachfolgerin und neue Räumlichkeiten. Denn der Laden im Barbaraviertel ist längst zu klein. Und das obwohl aus den anfangs 30 Quadratmetern an der Kapitelstraße inzwischen 340 Quadratmeter an der Kölner Straße geworden sind. Doch ein größeres und zugleich bezahlbares Ladenlokal können die 40 Ehrenamtler um Rebecca Schuh derzeit nicht finden. Dabei haben immer mehr Menschen diese Hilfe bitter nötig.

(NGZ)
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