Neuss Ein Orden für den "Gemüts-Neusser"

Neuss · NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten wurde gestern Abend ins Ordenskapitel der Rekeliser aufgenommen. Der Neu-Ritter nutzte die Gelegenheit, den einen oder anderen spitzen Ellbogen auszuteilen. Doch es wurde auch freundschaftlich.

 Freude pur beim frisch geehrten Ludger Baten: Erste Gratulanten waren Angelika Quiring-Perl, Christoph Napp-Saarbourg und Cornel Hüsch.

Freude pur beim frisch geehrten Ludger Baten: Erste Gratulanten waren Angelika Quiring-Perl, Christoph Napp-Saarbourg und Cornel Hüsch.

Foto: lber

Gleich zu Beginn seiner Rede hatte Ludger Baten etwas klarzustellen. "Ich werde im kommenden Jahr weder für den Bundes- noch für den Landtag kandidieren", sagte der Redaktionsleiter der Neuß-Grevenbroicher Zeitung. Baten sah sich in "Erklärungsnot", weil bis in die jüngste Vergangenheit hinein immer wieder Politiker mit dem Rekeliser-Orden ausgezeichnet wurden. Und als Journalist sitzt der 62-Jährige meist auf der anderen Seite des Schreibtisches. Das hielt die Heimatfreunde jedoch nicht davon ab, Baten vor rund 180 Gästen im Vogthaus als 39. Träger ins Ordenskapitel aufzunehmen.

Doch am gestrigen Abend war sowieso manches anders als in den Jahren zuvor. So wurde der Orden seit seiner Premiere 1978 nicht nur erstmals außerhalb der Karnevalssession verliehen, sondern auch zum ersten Mal vom Stammverein der Heimatfreunde - und nicht von der Brauchtums- und Karnevalsgruppe (BKG). Im Oktober mit einer Narrenkappe auf dem Kopf: Baten fand das "einfach irre".

Die Regel ist vermeintlich simpel: In den Stand der "Ritter des Rekeliser" werden Frauen und Männer berufen, die es verstehen, selbst bittere Wahrheiten in humorvoller und spritziger Weise darzustellen. In seiner bissigen Rede lieferte Baten schnell den Beweis, warum die Wahl in diesem Jahr auf ihn fiel.

Der NGZ-Redaktionsleiter entführte die Gäste im Vogthaus für einige Minuten nach China. Genauer gesagt berichtete er über seine letzte Reise in die Volksrepublik und die schmissigen Gespräche, die er dort mit seinem Freund Herr Zhu führte. Doch was wäre Baten für ein Lokaljournalist, wenn er es nicht schaffte, den Bezug zu "seiner" Quirinusstadt herzustellen. Eine ultimative Lobhudelei auf Neuss wurde es allerdings nicht.

Egal, ob Gänsepopulation am Jröne Meerke, die die Verwaltung jüngst zur Attraktion erklärte, oder die abgelehnte Jugendstil-Schenkung: Baten ließ es sich nicht nehmen, den einen oder anderen spitzen Ellbogen an die Politik auszuteilen. Zur vermeintlichen Sportstadt Neuss sagte der 62-Jährige sarkastisch: "Neuss ist mit drei Bezirksligisten die fußballschwächste Großstadt Deutschlands. Auch ein Superlativ."

Zuvor wurde es jedoch äußerst freundschaftlich, nachdem Schützenkönig Christoph Napp-Saarbourg die Gäste begrüßte: Cornel Hüsch, als Mitglied des ABC-Trios bereits 1999 mit dem Rekeliser ausgezeichnet, berichtete in seiner Laudatio in warmen Worte über seine langjährige Freundschaft mit dem gebürtigen Isselburger, der wohl einer der am besten vernetzten Neusser sein dürfte: "Ludger ist mit der halben Stadt per Du. Von der anderen Hälfte hat er jedenfalls die geheimen Telefonnummern. Seit die Menschen nicht mehr in die Kirche zum Beichten gehen, rufen sie lieber Ludger Baten an." Doch auch Hüsch ließ es sich nicht nehmen, kräftig auszuteilen. So war eine seiner Zielscheiben die vernachlässigte Grünflächenpflege im Neusser Stadtgebiet. Zudem sprach sich der Rechtsanwalt für eine Wiederaufnahme des "Nüsser Ovend" aus.

Auch, dass Baten China in seinem Herzen trägt, ließ Hüsch nicht unerwähnt: "Er erklärt Deutschen China, wichtiger aber noch: allen Chinesen Neuss." Das kann wohl nicht nur Herr Zhu bestätigen.

(NGZ)
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