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Serie Was macht eigentlich? Leidenschaft für Mathe, Physik und Schule

Mönchengladbach · Ernst Elsenbroich hat Spuren hinterlassen: Er war erster Direktor des Franz-Meyers-Gymnasiums, wurde Leitender Regierungsschuldirektor in Düsseldorf, kehrte als Pensionär an die Schule zurück, wo er 50 Jahre zuvor Abitur gemacht hatte - weil Unterrichten immer noch Spaß macht.

Ernst war gerade zehn Jahre alt, wusste gar nicht so recht, was auf ihn zukommen würde. Und dann hörte er den schlimmen Spruch, mit dem seine Mutter bei der Anmeldung 1949 am Rheydter Hugo-Junkers-Gymnasium begrüßt wurde: "Was soll Ihr Kind denn auf dem Gymnasium? Sie können ihm doch gar nicht helfen!"

Ernst Elsenbroichs Vater war Modellschreiner bei der Firma Meer. Ein ehrbarer Beruf, aber in der Vorstellung dieses Gymnasiallehrers nicht mit der Bildung, die er bei den Eltern seiner Schüler voraussetzte. Hermann und Marta Elsenbroich haben sich indes nicht abschrecken lassen - zum Glück für ihren Sohn.

"Diesen Satz habe ich nie vergessen. Er hat mich geprägt - und herausgefordert", sagt der heute 78-Jährige. Ernst Elsenbroich hat das Gymnasium mit Bravour absolviert, hat Mathematik und Physik studiert, ist Lehrer geworden, hat als Oberstudiendirektor das Mönchengladbacher Franz-Meyers-Gymnasium als eine Art Parade-Schule aufgebaut, war schließlich 13 Jahre Leitender Regierungsschuldirektor im Regierungsbezirk Düsseldorf. Und machte am Ende wieder das, was er immer am liebsten getan hatte: Menschen unterrichten, ob ganz junge oder auch solche, die schon im Beruf standen und weiterkommen wollten. "Schule ist meine Herzensangelegenheit", sagt er.

Dafür hat ebenfalls ein Studienrat des Hugo-Junkers-Gymnasiums gesorgt: Dr. Manfred Dönges, ein Pädagoge ohne die Vorurteile, die es auch nach dem Krieg noch gegeben hatte. "Er war mein Lehrer in Mathematik und Physik, wurde mein Vorbild, hat meine Leidenschaft für diese Fächer und den Beruf geweckt", sagt Ernst Elsenbroich. "Als er mich nachmittags mitgenommen hat, um seine Experimente für den nächsten Tag vorzubereiten, war dies der Punkt, an dem ich beschlossen habe: Ich werde später selbst Lehrer."

2008 ist er ans Hugo-Junkers-Gymnasium zurückgekehrt - diesmal als Lehrer, 50 Jahre nach seinem Abitur. "Als ich dies bei einem Elternabend erzählte, sagte eine Mutter, ich sei dann ja so alt wie ihr Opa", erzählt Ernst Elsenbroich amüsiert. Fünf Jahre lang hat er nach seiner "Versetzung" in den Ruhestand weiter unterrichtet, ist für ganze Schuljahre eingesprungen, wenn er gefragt wurde: beim Gymnasium am Geroweiher, beim Hugo-Junkers-Gymnasium und an der Hochschule Niederrhein. Dort hat er sieben Jahre in sogenannten Brückenkursen Studenten unterrichtet, die den Mathe-Stoff des Gymnasiums im Schnellverfahren wiederholen wollten, nachdem sie schon in einem Beruf gearbeitet und einiges wieder vergessen hatten. Oder auch Lücken, die nach dem Abitur noch vorhanden waren, schließen wollten oder auch gar kein Gymnasium besucht hatten. "Diese Brückenkurse sind eine interessante Aufgabe", sagt Ernst Elsenbroich. Und eine anspruchsvolle: 60 bis 100 "Schüler" saßen jeweils in diesen Kursen.

Im Grunde habe Ernst Elsenbroich selbst drei unterschiedliche Berufe gehabt, sagt er: Zu unterrichten sei etwas anderes, als eine Schule zu führen oder sie gar wie in Giesenkirchen von Grund auf aufzubauen. "Und dann als Dezernent in der Verwaltung für einen ganzen Fachbereich eines Regierungsbezirks zuständig zu sein und auch mein zusätzlicher Aufgabenbereich Einstellung der Lehrer waren wieder etwas völlig anderes." Interessant am Rande: Ernst Elsenbroich wurde 1987 für diese Aufgabe unter mehreren Bewerbern unter einer SPD-geführten Landesregierung unter Ministerpräsident Johannes Rau mit dem Düsseldorfer SPD-Regierungspräsidenten Fritz Behrens ausgewählt, obwohl er CDU-Mitglied war.

Da hat wohl die Arbeit eine entscheidende Rolle gespielt, die Elsenbroich in den 13 Jahren als Leiter des neu aufgebauten Franz-Meyers-Gymnasiums in Giesenkirchen geleistet hat. Die ihm Anerkennung bei Kollegen wie bei Schülern brachte - obwohl er sie nicht mit Samthandschuhen anfasste. "Streng, aber gerecht haben sie mich genannt", sagt Elsenbroich. "Ich habe immer Wert auf diszipliniertes Verhalten gelegt. Wenn ich in die Klasse kam, erwartete ich, dass die Schüler geschlossen aufstanden", sagt Ernst Elsenbroich. "Das muss man der Klasse aber schon in der ersten Stunde klarmachen, sonst klappt es nicht."

Auf der anderen Seite stand ein interessanter Unterricht, der zum Beispiel im Fach Mathematik mit rechnerischen Knobelaufgaben aufgelockert wurde, die er zum Teil selbst austüftelte und auf Karteikärtchen sammelte: "Die Schüler lernen besser, wenn sie erst einmal knobeln dürfen, bevor ihnen die nackten Formeln vor die Nase gesetzt werden. Aber dann muss man auch wieder ernst werden. Wir Lehrer sind schließlich keine Showmaster, auch wenn einige Schüler das gerne hätten."

(RP)
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