Leverkusen Medienprofessor: Plakatfehler bei CDU und SPD

Leverkusen · Oberbürgermeister-Wahlkampf: Kommunikationsexperte Prof. Christoph Moss hat Wahlplakate von Leverkusens CDU-Amtsinhaber Reinhard Buchhorn und SPD-Herausforderer Uwe Richrath analysiert - und einige Mängel entdeckt.

 Problematische Farbwahl: Prof. Christoph Moss bemängelt bei der CDU ein regelrechtes Wirrwarr.

Problematische Farbwahl: Prof. Christoph Moss bemängelt bei der CDU ein regelrechtes Wirrwarr.

Foto: CDu

Jetzt wachsen sie wieder wie Pilze aus dem Boden. Auf dem Höhepunkt des Oberbürgermeister-Wahlkampfs in Leverkusen lachen einem die Kandidaten nahezu von jeder Straßenecke aus von Plakaten entgegen. Aber überzeugen sie uns auch, das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen?

 Auch die SPD wirft für den Experten mit ihrem grünen Balken einiges an Fragen auf.

Auch die SPD wirft für den Experten mit ihrem grünen Balken einiges an Fragen auf.

Foto: RED

Der Dortmunder Kommunikationsexperte Prof. Christoph Moss hat den CDU-Amtsinhaber Reinhard Buchhorn und den SPD-Herausforderer Uwe Richrath von ihren Plakat-Aussagen her für unsere Zeitung bewertet - ohne sie persönlich zu kennen. Ergebnis: ein Unentschieden.

Reinhard Buchhorn Grundsätzlich lobt Moss die professionelle Machart der Wahlplakate. "Gerade auf kommunaler Ebene gibt es viele nahezu unsägliche Beispiele, bei denen man das Gefühl hat, der Kandidat habe bei der Kamera selbst Hand angelegt", sagt der Kommunikationsexperte. Das sei hier absolut nicht der Fall. Gleichwohl sieht er in den Buchhorn-Plakaten mehrere handwerkliche Schwächen: "Es gibt ein regelrechtes Farben-, Schriftgrößen-und Typen-Wirrwarr", bemängelt Moss. Weiß, Blau, Rot und Orange würden munter übereinander montiert: "Es fehlt aber die Aussage, welche Farbe für die CDU steht - das Rot der Parteischrift, Weiß für den groß dargestellten Namen Buchhorn oder doch das ,Entwickeln' als Botschaft in Orange?"

 Nur dabei statt mittendrin: Reinhard Buchhorns Wahlplakat Plakat mit spielenden Kindern.

Nur dabei statt mittendrin: Reinhard Buchhorns Wahlplakat Plakat mit spielenden Kindern.

Foto: CDu

Noch eine Schwäche hat Moss ausgemacht: Es gibt so gut wie kein Plakat im Buchhornschen Wahlkampf-Arsenal, bei dem der Oberbürgermeister tatsächlich mit seinen Partnern auf dem Foto kommuniziert. Beispiel Kinder: "Die Kinder spielen auf dem Bild", sagt Moss: "Herr Buchhorn sitzt dabei, gehört aber nicht dazu, weil niemand ihn anguckt - ein klassischer handwerklicher Fehler." Der zieht sich allerdings dem Experten zufolge durch fast alle Plakate - "es fehlt der Augenkontakt, dadurch wirkt jede dieser Szenen etwas gekünstelt".

Uwe Richrath Was er bei Buchhorn kritisiert, findet der Dortmunder Kommunikationsexperte beim SPD-Herausforderer Uwe Richrath zum Teil besser gelöst: Blickkontakt sei hier auf den meisten Plakaten gegeben. "Man sieht Kommunikation, einen Kandidaten, der Spaß mit seinem Gegenüber hat", lobt Moss.

 Hat die Anmutung einer Traueranzeige: SPD-Kandidat Uwe Richrath in schwarzem Anzug mit schwarzer Krawatte.

Hat die Anmutung einer Traueranzeige: SPD-Kandidat Uwe Richrath in schwarzem Anzug mit schwarzer Krawatte.

Foto: RED

Doch auch bei Richrath sei einiges handwerklich nicht so gut gelaufen: "Das Plakat ,Zeit für neue Arbeit' etwa wirkt trotz der fröhlichen Gesichter ein bisschen wie eine Traueranzeige", bemängelt der Experte. Schwarzer Anzug, schwarzer Schlips - dies gebe dem Plakat eine völlig falsche Richtung. Und auch die generelle Farbwahl bei der SPD wirft für den Professor einiges an Fragen auf. Beispiel: "Was soll der grüne Balken neben dem Textfeld?" Wolle die SPD sich den Grünen annähern? Das klassische SPD-Rot habe dem CDU-Schwarz doch einiges voraus, weshalb die Christdemokraten immer häufiger auf Orange auswichen. Für Grün bestehe bei der SPD eigentlich kein Anlass.

Besonders gut gefallen hat dem Professor das Richrath-Plakat "Zeit für neue Perspektiven", bei dem dieser als Karlsson vom Dach über Leverkusen schwebt: "So etwas kann sich gerade ein Herausforderer leisten", sagt Moss: "eine ungewöhnliche Perspektive, die dafür steht, dass der Kandidat neue Wege beschreiten will".

Insgesamt sieht der Experte eine CDU, die den Amtsinhaber volksnah überbringen will und eine SPD, die ihren Herausforderer staatstragend machen möchte. "Beides", sagt er, "hätte man besser machen können."

(RP)
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