Süßwarenmesse ISM Schokoladenindustrie will klebrige Kinderfinger bekämpfen

Köln · Von Schokolade bis Gebäck: Auf der Süßwarenmesse ISM in Köln präsentieren bis Mittwoch 1600 Aussteller den Fachbesuchern ihre neuen Produkte. Ein Thema: Der Kampf der Industrie gegen klebrige Schokoladenfinger.

 Klebrige Finger von Schokolade? Die Industrie geht jetzt dagegen vor.

Klebrige Finger von Schokolade? Die Industrie geht jetzt dagegen vor.

Foto: dpa, obe htf

Der Schweizer Schokoladenkonzern Barry Callebaut präsentiert den Fachbesuchern noch bis Mittwoch eine neu entwickelte Schokolade, die für länger saubere Kinderhände sorgen soll. "Da haben wir mehrere Jahre dran rumgetüftelt", berichtete der Vertriebsleiter des börsennotierten Schoko-Weltmarktführers, Steffen Jarzombeck.

Das genaue Rezept der mit millionenschweren Forschungsausgaben in den Laboren des Konzern entwickelten Schokolade blieb jedoch zunächst geheim. Während herkömmliche Schokolade bereits bei 34 Grad schmilzt, soll die Neuentwicklung bis zu einer Temperatur von 37,9 Grad ihre Form behalten.

Wenn es dem Großhändler für Schokoladenerzeugnisse gelingt, die zu der Messe angereisten Hersteller zu überzeugen, könnte das neue Produkt bereits im Sommer unter verschiedenen Handelsnamen auf den Markt kommen. Die neue hitzeresistente Schokolade sei auch für die Erschließung neuer Märkte etwa in Asien, dem Nahen Osten oder Südamerika interessant, hieß es.

Bereits seit Jahrzehnten liefert sich die Schokoladenbranche ein Wettrennen um das perfekte Rezept für eine hitzeresistente Schokolade, die auch schmeckt. Auch Sprecher von Mars und Nestlé bestätigten auf Anfrage entsprechende Forschungen.

"Schon seit 100 Jahren suchen Leute nach Lösungen für Schokolade, die nicht schmilzt", erklärte dazu die Projektleiterin des Züricher Barry Callebaut-Konzerns, Ellen Van Steen in einem Bericht des Schweizer Radios und Fernsehens SRF. Eine Militärschokolade aus dem Zweiten Weltkrieg habe wie gekochte Kartoffeln geschmeckt, hieß es.

Zur Eröffnung der ISM sprach sich Bundesentwicklungsminister Gerd Müller am Sonntag bei der Eröffnung für einen nachhaltigen Kakaoanbau aus. Müller betonte in einer Rede zur Eröffnung, dass die deutsche Süßwarenindustrie eine wichtige Rolle für die Entwicklungsländer spiele. So verarbeiteten deutsche Unternehmen jährlich rund 400.000 Tonnen Kakao, der überwiegend in West- und Zentralafrika angebaut werde. Am Anfang jedes Schokoladenproduktes stünden die Kakaobauern.

Ein Großteil von ihnen lebe in Armut. "Wir alle - das heißt Unternehmen, Zivilgesellschaft und Politik - tragen gemeinsam Verantwortung, dass die Menschen vor Ort von ihrer Arbeit leben können", sagte Müller laut einer Mitteilung. Der Anteil nachhaltigen Kakaos in deutschen Süßwaren ist laut Ministerium mittlerweile auf knapp 30 Prozent gestiegen. Bis zum Jahr 2020 soll die 50-Prozent-Marke überschritten werden.

Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 32,48 Kilogramm nahm der Verzehr an Knabberartikeln und Süßwaren in Deutschland im vergangenen Jahr weiter zu. Dies hatte der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) im Vorfeld der Messe berichtet. Dafür griffen die Verbraucher auch tiefer in die Tasche. Die Pro-Kopf-Ausgaben stiegen 2015 um 3,2 Prozent auf durchschnittlich 109,16 Euro - auch weil Schokolade und Co. wegen höherer Preise für Nüsse und Kakao teurer wurden.

Bei der nur für Fachbesucher zugänglichen Messe werden in sechs Hallen neue Schokoladenerzeugnisse, Snacks, Gebäck und Zuckerwaren präsentiert. 37.000 Besucher werden erwartet.

(hebu/lnw)
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