Hilden Kleingärtner brauchen helfende Hände

Hilden · Die Anlage am Lehmkuhler Weg lädt erstmals zum "Tag des Gartens" ein und hofft auf hunderte Gäste.

Heinrich Kempa, Irmgard und Hermann Nagel (von links) in ihrem blühenden Paradies. Für sie ist ihr Kleingarten ein wichtiges Stück Heimat.

Heinrich Kempa, Irmgard und Hermann Nagel (von links) in ihrem blühenden Paradies. Für sie ist ihr Kleingarten ein wichtiges Stück Heimat.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der erste Garten wird mit der Nagelschere gepflegt, täglich. Zumindest sehen die Ränder der Beete und des Rasens genau so aus. Die Tomatenpflanzen stehen in Reih und Glied, die Salatköpfe winden sich akkurat darum herum: Der Kleingarten von Helmut Hülbig zeigt nirgends, dass sein Pächter schon 87 Jahre alt ist und einst einer der Begründer der Kleingartenanlage Lehmkuhler Weg war. "Meine Frau jätet und pflegt", verrät er sein persönliches Garten-Geheimnis. Sie wäre also zu ehren zum "Jäte-deinen-Garten-Tag", der jedes Jahr am 13. Juni begangen wird.

Die beiden Hülbigs sind in den Augen von Heinrich Kempa das optimale Gärtnerpaar: "Einen Kleingarten kann man nur in Schuss halten, wenn der Partner mitzieht", sagt der Vorsitzende des Gartenvereins, der mit seiner Scholle ebenfalls verwachsen ist, seit den Anfängen 1984 hat er sie. Er darf Kleintiere darauf halten und nimmt dieses Recht durch drei indische Laufenten wahr, die - wie alles hier - eine Funktion haben: "Sie haben Zugang zu allen Gärten und futtern zuverlässig die Schnecken weg." 59 Schrebergärten gibt es am Lehmkuhler Weg insgesamt, die meisten davon werden an diesem Sonntag, 14. Juni, geöffnet sein. Dann veranstaltet der Verein erstmals einen "Tag des Gartens" und hofft auf viele hundert Gäste. Das hat folgenden Hintergrund:

Hülbigs und Kempas (auch seine Frau ist natürlich dabei) pflegen ihre Gärten nicht nur, sie erholen sich in und freuen sich an ihnen. Aber: Etliche Ältere schaffen es nicht mehr, Beete und Lauben in Stand zu halten - wollen jedoch das heimische Stück Boden nicht aufgeben. "Wir suchen Jüngere, die uns gerne helfen würden", sagt Kempa. "Menschen, die Lust am Gärtnern haben und selbstgezogenes Gemüse und Obst zu schätzen wissen." Zwei Gärten sind zudem frei und warten auf neue Pächter. Die Kleingärtner, die in den vergangenen fünf Jahren nachgerückt sind, sind zumeist Osteuropäer. Sie kommen aus Polen, Russland, der Ukraine. Eine Familie aus Kasachstan ist auch dabei. Hildener Ureinwohner interessieren sich dagegen nicht mehr für eine Parzelle, hat Kempa beobachtet.

Ob es daran liegt, dass Hildener alle einen eigenen Garten am Wohnhaus haben? "Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht", ist Kempas Antwort. "Aber ich glaube, Jäten und Mähen ist unbeliebt. Die meisten wollen feiern und grillen." Einfach nur Rollrasen auslegen, damit man möglichst wenig Arbeit hat, ist nicht möglich. Es gibt klare Regeln, die besagen, dass ein Drittel der Fläche mit Gemüse oder Obst bewirtschaftet werden muss.

Kempas Beobachtung deckt sich mit der Einschätzung von Bürgermeisterin Birgit Alkenings. "Die Piratenpartei hat lange versucht, ein paar Leute fürs Urban Gardening zu gewinnen", erzählt sie. "Es haben sich nicht genug gefunden." Urban Gardening meint, dass ein Städter auf einem Stück Erde zu gärtnern versucht - in anderen Städten ein echter Renner. Selbst im benachbarten Mettmann gehen die Parzellen derzeit weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Alkenings: "Wer in Hilden gärtnern will, hat offenbar andere Möglichkeiten."

Den Kleingarten etwa. Ehepaar Nagel kann kaum verstehen, warum die heimische Parzelle aus der Mode kommen soll. "Wir sind jeden Tag hier", sagt Irmgard Nagel. "Man kann ja nicht zwei Wochen wegbleiben, dann kommt man ja nicht mehr hinterher!" Hermann Nagel, der gestern die Hecke in Form gebracht hat - Zaungäste müssen darüber schauen können - wirbt vor allem für die Ernte. Süßkirschen hat er, garantiert ohne Gifte, die sind jetzt gerade richtig. "Allerdings müssen wir uns beeilen, damit wir noch etwas davon haben", sagt er. Das meiste haben die Vögel schnabuliert.

Es gibt eben immer etwas zu tun im Kleingarten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort