Hilden Hier gibt es ein vollständiges Abitur-Outfit für 15 Euro

Hilden · Auf den ersten Blick wirkt die Kleiderkammer des katholischen Sozialdienstes (SKFM) an der Berliner Straße 8 wie ein gewöhnlicher Laden. Das Schaufenster ist passend zur Fußball-EM hübsch dekoriert. In beleuchteten Vitrinen werden Ketten, Ohrringe und Armbänder präsentiert. Das Angebot an Secondhand-Kleidung ist groß und sortiert. Schuhe sind nach Stil und Farbe im Regal verteilt. Es gibt auch Haushaltswaren und sogar Brautkleider oder ein schickes Abitur-Outfit mit langem Abendkleid, Schuhen und Schmuck für insgesamt nur 15 Euro. "Viele Leute sind bei ihrem ersten Besuch positiv überrascht", sagt Leiterin Mechthild Hendrikson. Tatsächlich ist hier einiges anders. Die Ware ist gebraucht und gespendet. Sie wird gegen ein geringes Entgelt verkauft. Die Mitarbeiter arbeiten ohne Lohn, sie tun das freiwillig für die gute Sache. Jeder kann hier auch ohne Berechtigungsschein einkaufen, anders als beispielsweise bei der Tafel. Die meisten Kunden sind Menschen mit wenig Geld: Senioren mit kleiner Rente, Alleinerziehende, Flüchtlinge.

Die Kleiderkammer engagiert sich nicht nur sozial, betont Hendrikson, sondern sei auch nachhaltig und leiste einen wichtigen Beitrag für die Umwelt: "Gute Kleidung wird nicht weggeworfen, sondern weiter genutzt. Wir haben aus Bettlaken Stofftaschen genäht, die die Kunden statt Plastiktüten verwenden können." Sie würde sich wünschen, dass sich auch mehr junge Leute für die Arbeit der Kleiderkammer interessieren. Andrea, eine Frau mittleren Alters, spendet der Kleiderkammer regelmäßig Kleidung: "Ich habe die Sachen eh im Überfluss. So kann ich mich gleichzeitig auch für das Gemeinwohl engagieren." Adriana Bieder arbeitet als Praktikantin in der Kleiderkammer: "Ich möchte später im sozialen Bereich arbeiten. Daher ist es sehr spannend für mich hinter die Kulissen zu schauen." Die Helferinnen Jordan und Ebel sind schon im Ruhestand: "Wir haben Zeit und außerdem macht es Spaß, mit anderen Menschen gemeinsam für eine gute Sache zu arbeiten." Diese Erfahrung möchte Leiterin Mechthild Hendrikson auch jungen Menschen vermitteln. Um sie in das Thema einzubeziehen und ihr Engagement zu wecken, lädt sie Schulklassen zu Führungen ein.

(RP)
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