Duisburg Tafel in Not

Bei der Duisburger Tafel ist ein Personalengpass entstanden, der den Verein in seiner Arbeit stark einschränkt. Dabei nimmt die Zahl der Bedürftigen, die von der Tafel Lebensmittel bekommen, ständig zu.

Brückenstraße, 12 Uhr: Vor dem Tafelladen in Hochfeld wird die Schlange immer länger. Junge Mütter mit kleinen Kindern in Buggys stehen hier ebenso wie Rentner mit leeren Taschen. Sie alle hoffen, hier mit kostenlosen Lebensmitteln versorgt zu werden. Günter Spikofski, Geschäftsführer der Tafel, geht von rund 150 Menschen aus, die im Durchschnitt in Hochfeld Nahrungsmittel bekommen. "Wir kümmern uns um mehr als 3000 Bedürftige", so der Tafel-Chef. Wenn die Entwicklung so rasant weiter ginge, könnten es in zwei Jahren 5000 sein, so Spikofski. Dazu kommt der Mittagstisch im Grunewald, der täglich von 50 bis 60 Bedürftigen genutzt wird.

Arbeiten im Verbund

Das alles funktioniert mit einem nicht zu unterschätzenden Aufwand — finanziell, logistisch und personell gleichermaßen. "Seitdem wir an einem Trägerverbund mit den Tafeln am Niederrhein, in Gelsenkirchen oder Essen mitarbeiten, ist der logistische Aufwand ungleich größer geworden", so Spikofski. Da werden dann auch mal größere Posten geholt — zum Beispiel Pizzen aus Belgien mit einem Tiefkühlwagen (über eine befreundete Tafel in Aachen) oder Gemüse aus Paderborn. Derart große Touren lohnen nur mit einem 7,5 Tonner, der dann Lebensmittel für mehrere Tafeln gleichzeitig transportiert.

Die Duisburger Tafel hat fünf Fahrzeuge — aber zu wenig Fahrer. "Die Zahl der Mitarbeiter hat sich binnen kurzer Zeit von 15 auf sieben halbiert. Das liegt unter anderem daran, dass nicht alle Stellen der ARGE für Gemeinwohlarbeit besetzt sind", so der Tafel-Chef. Diese Mitarbeiter, die für zwei Euro in der Stunde wertvolle Arbeit leisten, sind für Spikofski unverzichtbar. Da zugleich weitere ehrenamtliche Helfer ausfielen oder erkrankten, waren plötzlich nicht mehr genug Fahrer vorhanden. "Das ist aber entscheidend. Wenn wir die Lebensmittel nicht täglich frisch abholen können, wird es auch mit der Verteilung im Tafelladen schwierig."

Zuverlässigkeit ist gefragt

In der Regel sind die Transporter in der Zeit von 8.30 Uhr bis 14 Uhr unterwegs. "Wir brauchen dringend neue Helfer. Die müssen vor allem eins sein: zuverlässig", so Spikofski. Es sei nicht notwendig, dass die Fahrer jeden Tag Zeit haben. Aber es ist wichtig, dass sie zur Verfügung stehen, wenn sie zuvor zugesagt haben. "Am liebsten sind mir rüstige Frührentner", sagt der Geschäftsführer.

Bei den Besuchern der Tafel hat er Veränderungen festgestellt: "Es kommen immer häufiger auch junge Leute, so ab Anfang 20. Und es kommen auch nicht mehr nur Hartz IV-Empfänger, sondern immer mehr Menschen, bei denen es trotz Arbeit am Monatsende nicht mehr reicht. Das gilt zum Beispiel für Friseurinnen oder Wachpersonal, die zu Hause noch Familie haben."

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