Urdenbach Kabarettgruppe lässt Luther auferstehen

Urdenbach · "Parole 20" heißt das neue Programm der "Luther-Ratten". Darin geht es um die digitalen Medien und eine neue Bibelübersetzung.

 Wer ist der Mann vom Schrottplatz? Die "Luther-Ratten" spüren diesem Rätsel mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel nach.

Wer ist der Mann vom Schrottplatz? Die "Luther-Ratten" spüren diesem Rätsel mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel nach.

Foto: Ralph Matzerath

Mit ihrem Programm "Parole 20" füllen die "Luther-Ratten" am Samstagabend den Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde Urdenbach in der Angerstraße komplett. Rund 70 Zuschauer unterstützen damit auch einen guten Zweck: ein Teil des Erlöses geht an die Kindernothilfe.

In der Aufführung lässt die Düsseldorfer Kabarettgruppe Luther auferstehen. Zu Beginn sitzt der "alte" Luther tiefgebeugt schreibend auf der Bühne. Dann ein verblüffender Wechsel in die Gegenwart: Auf einem Schrottplatz unterhalb der Wartburg trifft sich die konspirative Gruppe GBLW (Geheime Bruderschaft Luthers Wartburg). Luther taucht dort als Neuling unter dem Decknamen "JJ" auf und verkündet eine neue, ultimative Bibelübersetzung - eine klare Botschaft für die Auflösung aller Religionen, das bringe allen Menschen Frieden. Luther wäre 500 Jahre alt, das weckt Zweifel an der Identität des Neulings. "Du wirst ihm doch keine Lutherfragen stellen", meint ein GBLW-Kumpel zum anderen. 500 Jahre hin oder her - dieser Luther hat die konspirative Bruderschaft über Whats App mit dem Stichwort "Parole 20" eingeladen.

Die Luther-Ratten spielen sich beschwingt und ironisch durch Politik, Zeitgeist und die Welt der digitalen Medien. "Ich hab' auf Facebook eine Einladung zu unserem Geheimtreffen entdeckt", stellt einer der "Geheimen" paradoxerweise fest. Mit Google und Apple, Wikipedia und Apps schlägt sich der Dreierbund tapfer durch "neue" Welt. Es gilt Luthers ultimative Botschaft zeitgemäß unters Volk zu bringen. Immer wieder hagelt es musikalische Seitenhiebe auf das Zeitgeschehen: "Sie laufen draußen herum und sind strohdumm - Pegida", tönt es zu Costa Cordalis' einstigem Ohrwurm "Anita". Oder: "Führerlos durch die Welt, oh was hast du nur gewählt..." frei nach "Atemlos durch die Nacht".

"Man musste sich erst reinfinden, aber es ist interessant", meint Zuschauerin Gabriele Köster. Petra und Beate sind begeistert von dem wandlungsfähigen Musiker. Und "die politischen Inhalte gefallen uns gut", meinen die beiden.

Nach der Pause ging's um lästige Journalisten, die trotz plötzlich auftauchen, dabei das lustige Solo einer überkandidelten Fernsehreporterin im neongrünen Kleidchen. "Hast Du was gepostet", fragt der eine GBLWler misstrauisch den anderen. Es geht um Fakten und Betrug und um ein Vertriebskonzept. Am Ende löst die Kabarettgruppe alles auf. Luther setzt die Papierversion seiner Übersetzung versehentlich in Brand. Es folgt die Erkenntnis aus dem allwissenden Wikipedia. "Auf dem Schrottplatz lebt ein Mann, der sich für Luther ausgibt."

(RP)
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