Oberbilk Pizzeria-Chef soll Hilfskoch mit Nudelholz verprügelt haben

Oberbilk · Statt Arbeitslohn habe er nur Prügel kassiert, mit einem Nudelholz. So beschrieb ein Hilfskoch (42) die Arbeitsbedingungen in einer inzwischen insolventen Pizzeria in Oberbilk. Bis zu 14 Stunden täglich habe er bis Herbst 2014 mit seiner Frau dort gearbeitet. Mehr noch:

 Rechtsanwalt Georg Heusler vertritt den Ex-Pizzeria-Wirt.

Rechtsanwalt Georg Heusler vertritt den Ex-Pizzeria-Wirt.

Foto: wuk

Der Polizei hatte er erzählt, er sei rund drei Monate mit seiner Frau außerhalb der Arbeitszeit im Pizzeria-Keller auch noch eingeschlossen worden. Im Prozess beim Amtsgericht sagte der Hilfskoch davon nichts mehr. Gereicht hat es in der Verhandlung trotzdem zu 750 Euro Strafe für den Ex-Pizzeria-Chef (57).

Wie Sklaven sollen die Eheleute aus Bulgarien vom Angeklagten gehalten und monatelang ausgebeutet worden sein. Davon stand aber nichts in der Anklage. Dort hieß es nur, der Ex-Betreiber habe den Hilfskoch im Streit um Arbeitslohn mit einem Holzstück auf ein Bein geschlagen. Das wies der Angeklagte zurück. Er habe das Paar doch im Pizzeria-Keller wohnen lassen. Der Mann habe sich aber an Getränken vergriffen, also gestohlen. Und als der Chef deshalb die Restzahlung an den Hilfskoch verweigert habe, soll der mit einer falschen Anzeige gedroht haben.

Was der Hilfskoch der Polizei erzählt hatte, klang ebenso detailliert wie ungeheuerlich. Mit seiner Frau habe er in dem Keller nur "heimlich wohnen dürfen", der Chef habe beim Verlassen der Pizzeria immer alle Türen abgeschlossen, daher sei das Paar bis zum frühen Nachmittag dort gefangen gewesen. Statt Toilette und Dusche habe es nur ein Waschbecken gegeben. Wollte das Paar duschen, sei das nur in Bahnhofsnähe möglich gewesen, für sieben Euro. Als die Frau kurz nach Bulgarien zurückgekehrt sei, habe der Pizzeria-Chef erklärt, er könne sie nicht mehr bei sich wohnen lassen, falls der Mann an seinem Job hänge, solle er sich scheiden lassen.

Das in fast drei Monaten verdiente Geld (versprochen seien 1000 Euro monatlich gewesen), habe der Hilfskoch aber trotz aller Bitten nie erhalten. Stattdessen habe der Chef ihn mit einem Nudelholz aus dem Lokal geprügelt. Obwohl sich der Hilfskoch und seine Frau gestern mehrfach in Widersprüche verstrickten, war der Richter von den Prügeln des Ex-Pizzeria-Betreibers überzeugt, verhängte allein dafür gegen ihn die 750 Euro Strafe. Die Staatsanwältin hatte sogar sechs Monate Bewährungsstrafe gefordert. Der Ex-Lokal-Chef will dagegen jetzt Berufung einlegen.

(wuk)
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