Oberbilk Ein Hort für Oberbilker Familien

Oberbilk · Mit dem Café Kinderwagen will die evangelische Familienbildung vor allem Eltern mit Migrationsgeschichte erreichen. Dafür ziehen die Mitarbeiter mit einen Babywagen, gefüllt mit Kaffee und Flyern, durch den Stadtteil.

 Sultan Sahin (r.) kommt mit Sara (zehn Monate) ins Café Kinderwagen. Beate Fuest-Holthaus habe immer gute Tipps für sie.

Sultan Sahin (r.) kommt mit Sara (zehn Monate) ins Café Kinderwagen. Beate Fuest-Holthaus habe immer gute Tipps für sie.

Foto: Andreas Endermann

Freitags um kurz vor 11.30 Uhr gibt es vor dem Oberbilker Stadtteil-Treff der evangelischen Familienbildung (efa) meist einen kleinen, aber nett anzusehenden Stau: Denn dann reiht eine Mutter nach der anderen ihren Kinderwagen ein, um mit ihrem Baby zum Café Kinderwagen zu gehen. Das Café ist aber eigentlich kein Gastronomie-Betrieb, sondern ein großer, hell und freundlich eingerichteter Raum, in dem sich Eltern mit ihren Babys bis zu einem Jahr bei einer Tasse Kaffee austauschen können und auch fachkundige Tipps für Fragen rund um Erziehung und Gesundheit erhalten. Denn zum Konzept gehört es, dass immer eine Pädagogin und eine Kinderkrankenschwester dabei sind.

Vor einem Jahr hat die efa dieses kostenlose Angebot in Kooperation mit Jugend- und Gesundheitsamt in Oberbilk, dem Düsseldorfer Stadtteil mit der höchsten Dichte an Zuwanderern, geschaffen, um genau diese zu erreichen. Und wenn man die vielen Mütter mit türkischen, marokkanischen, japanischen, chinesischen oder auch vietnamesischen Wurzeln ansieht, wie sie sich lebhaft unterhalten, mit ihren Neugeborenen spielen, ihr Baby wiegen lassen oder sich Ernährungstipps holen, scheint das Konzept aufzugehen. Doch einfach sei es seit der Eröffnung vor zwölf Monaten nicht gewesen, Mütter und Väter aus dem Stadtteil zu erreichen, sagt Angelika Weiß, die Leiterin des Oberbilker Familientreffs.

Oft müsse man Hemmschwellen abbauen, sagt sie. So gebe es zum Beispiel Familien mit muslimischem Glauben, die nicht wüssten, dass auch sie in einer Stätte, die mit evangelisch überschrieben ist, willkommen seien. Einige Mütter habe man sogar bis zum efa-Familientreff begleiten müssen, sagt Ramona Chlebig. Sie ist Teamleiterin des Sozialpädiatrischen Dienstes der Stadt, der sicherstellen will, dass medizinisch unterversorgte und/oder sozial benachteiligte Kinder erreicht und gesundheitlich, körperlich, seelisch und geistig betreut und gefördert werden.

"Das Café Kinderwagen ist eine sichere Anlaufstelle für Familien aller Nationalitäten geworden. Dieser Ort ist so kostbar und besonders, weil wir Menschen unterschiedlichster Kulturen und Milieus zusammenbringen und sie erfahren, dass alle das erste Jahr nach der Geburt als große Herausforderung erleben", sagt Angelika Weiß.

"Immer wieder beobachten wir, dass Eltern belastet herkommen und uns deutlich erleichtert verlassen", sagt auch Curt Schulz, Geschäftsführer des Evangelischen Bildungswerks Düsseldorf. Gerade im ersten Jahr nach der Geburt bräuchten Eltern Unterstützung und einen Ort, an dem sie sich ungezwungen über Fragen und Probleme austauschen könnten. Dass das Angebot offen ist, Eltern sich nicht anmelden müssen, sei dabei wichtig.

Um Familien mit Neugeborenen und speziell auch solche mit Zuwanderungsgeschichte in Oberbilk zu erreichen, ist das efa-Team immer wieder mit einem Kinderwagen, der mit Getränken, Flyern und Programmheften befüllt wird, im gesamten Stadtteil unterwegs. Denn nur über Plakate oder Flyer, die irgendwo hängen, würde man die Familien oft nicht erreichen können. "Das persönliche Gespräch ist meistens entscheidend", sagt Angelika Weiß.

(semi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort