Flingern Geisel kämpft bei den Stammwählern

Flingern · Flingern-Nord ist klassisches SPD-Milieu. Man sollte meinen, dass der Oberbürgermeister hier sowas wie ein Heimspiel hat, doch so ist es nicht. Dieser OB-Dialog war nicht besonders kuschelig.

 In der Aula der Montessori-Hauptschule sprach Thomas Geisel mit den Bürgern vor allem über die Themen Wohnen und Verkehr.

In der Aula der Montessori-Hauptschule sprach Thomas Geisel mit den Bürgern vor allem über die Themen Wohnen und Verkehr.

Foto: hans-jürgen Bauer

Den obligatorischen Spaziergang musste Thomas Geisel diesmal ausfallen lassen. Die DEG stand auf seinem Terminkalender, außerdem die Verleihung des Paul-Spiegel-Preises, weshalb Geisel auch zehn Minuten zu spät zu seinem inzwischen neunten OB-Dialog kam. Doch natürlich kennt er die Gegend, hier wohnt ja seine Wählerschaft, die der SPD zumindest, sollte man meinen. Doch war im Raum eine gewisse Unzufriedenheit mit der Entwicklung in den vergangenen Jahren zu spüren. Anders als bei seinen Auftritten in bürgerlichen Gebieten wie in Eller etwa, flogen dem SPD-OB im ehemaligen Arbeiterviertel die Herzen nicht zu. Geisel musste Sympathie erkämpfen.

Zumal unter den etwa 100 Anwesenden nicht die neue, eher bürgerliche Klientel von Flingern war. Hier saßen Alteingesessene, das scherzhaft Bionade-Bürgertum genannte Hopster-Publikum fehlte. So verwunderte nicht, dass das Thema Wohnen den Menschen am Wichtigsten war. Schon die erste Frage zielte auf das beherrschende Thema der letzten Jahre in Flingern ab. Die Lofts seien ein großes Problem, sagte eine Frau und fuhr fort: "Wann kommt der bezahlbare Wohnraum oder bekommen wir noch mehr von diesen Lofts, die 4500 Euro pro Quadratmeter kosten?"

Natürlich war Thomas Geisel darauf vorbereitet. "Sie sprechen das Thema Gentrifizierung an", setzte er an, um kurz den Wandel der ehemaligen Arbeiterviertel in Innenstadtlagen zu skizzieren. Es gibt keinen Lokalpolitiker, der sich mit diesem Thema nicht befasst hätte, doch nur wenige vertreten wohl eine so klare Meinung dazu wie Geisel. Er zählte zwar das Handlungskonzept Wohnen der Stadt auf, verwies auf Grafental, "wo der Investor beim ersten Bauabschnitt ja noch machen konnte, was er wollte. Das kann er nun nicht mehr." Er führte das Beispiel Living Circle am ehemaligen Thyssen-Trade-Center an, wo er den Investor unter Druck setzte und ihm empfahl, sich besser an seine Zusagen zu halten, wenn er denn noch mehr in Düsseldorf bauen wolle. Und Geisel sprach davon, dass manche Maßnahmen inzwischen ja auch greifen, doch letztlich sagte er: "Wir müssen mehr Wohnungen bauen, damit das Angebot an Wohnraum größer wird." Er kenne die Situation auch aus Berlin, in Prenzlauer Berg, niemandem sei damit geholfen, wenn aus einem bunten Stadtteil plötzlich ein Gebiet werde, in dem nur noch Banker und Steuerberater leben könnten, habe er festgestellt.

Zufrieden waren die Anwohner mit seiner Antwort nicht. Ob es denn durchzusetzen sei, dass Mietwohnungen nicht in Eigentumswohnungen umzuwandeln sind, fragte eine Frau. Letztlich konnte Geisel sich nur darauf zurückziehen, dass Menschen mit ihrem Eigentum machen könnten, was ihnen beliebt. Geisel sagte, dass er sich allerdings immer wieder wundere, wie wenig Mieter um ihre Rechte wüssten. Bei dieser Gelegenheit kam die Empfehlung einer Frau, sich in Streitsachen immer an den Mieterverein zu wenden gerade recht, um auf das zweite die Diskussion beherrschende Thema zu kommen: den Verkehr.

Letztlich lief es auf zwei Aussagen hinaus. Erstens: Es gibt zu wenig Parkplätze in Flingern. Und zweitens: Es gibt zuviel Verkehr, weshalb vor allem Schüler gefährdet seien. Geisel sagte, er wolle mit seiner Verwaltung reden, inwiefern Ampelschaltungen verbessert werden können. Und zum Thema Quartiersgaragen äußerte er eine Vermutung: "Hier wird wohl schwunghafter Handel mit Stellplätzen betrieben." Ob das denn wirklich passiere und wie das zu verhindern sei, werde er mit dem Amt für Verkehrsmanagement absprechen.

(RP)
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