Dinslaken Die Tafel platzt aus allen Nähten

Dinslaken · Die Lebensmittel-Ausgabestelle hat die Kapazitätsgrenzen erreicht: Die Zahl der Bedürftigen ist in den vergangenen drei Jahren um über 1000 Kunden gestiegen. Der Zuzug der vielen Flüchtlinge hat die Lage zusätzlich verschärft.

Dinslaken: Die Tafel platzt aus allen Nähten
Foto: Heiko Kempken

Der Regen treibt Nässe und kühlen Wind unter den Pavillon, der den Helferinnen an der Ausgabestelle der Dinslakener Tafel als Wetterschutz beim Sortieren der gespendeten Lebensmittel dient. Und ein paar Schritte weiter sieht man im Eingangsbereich des Gebäudes feuchte Stellen unter der Decke. Eigentlich hatten die Mitarbeiter der Tafel gehofft, nicht noch einen Winter unter den aktuellen Umständen arbeiten zu müssen - doch die Umsetzung der Pläne zur Renovierung und Vergrößerung der Ausgabestelle zieht sich länger hin als gedacht. Mit 2640 bedürftigen Menschen in der Kundenkartei platzt die Einrichtung mittlerweile aus den Nähten - der Zuzug vieler Flüchtlinge hat die Lage zusätzlich verschärft. "Wir machen das gerne, aber wir müssen auch die Möglichkeit dazu haben", sagt der 2. Vorsitzende Volker Marquard.

Die Dinslakener Tafel ist an ihrer Kapazitätsgrenze angekommen. Allein in den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Kunden um mehr als 1000 gestiegen. Dazu kommt die Enge in der Ausgabestelle, die mit ihrem kleinen Ladenlokal und den Lager- und Kühlflächen etwa 100 Quadratmeter umfasst. Seit dem Sommer hat der Laden an fünf Tagen die Woche geöffnet, davor waren es nur drei.

Die Helferinnen müssen die gespendeten Waren draußen unter dem Zeltdach sortieren, für die wartenden Kunden gibt es gar kein Dach über dem Kopf. Jeder von ihnen bekommt ein Zeitfenster zugewiesen, um seine Lebensmittel einzukaufen. Bis er aufgerufen wird, muss er draußen warten. Selbst im Inneren des Gebäudes gibt es keine Heizmöglichkeit.

Das muss sich ändern, finden die Helfer der Tafel. Seit gut einem Jahren planen sie die Vergrößerung und Renovierung der Ausgabestelle, haben vor einigen Tagen sogar im Bauausschuss vorgesprochen. 23 Helfer, darunter drei "Bufdis" (Bundesfreiwilligendienst) packen mit an, um täglich die von Supermärkten, Bäckereien und Herstellern gespendeten Waren abzuholen, zu sortieren und zu verkaufen - das sind 50 Tonnen Ware pro Monat, erklärt Volker Marquard.

Die Kunden zahlen für einen Einkauf zwei Euro pro erwachsener Person, pro Kind 50 Cent. Weil das Angebot der Tafel nur als vorübergehende Hilfe zur Selbsthilfe gedacht ist, werden die Kunden nur sechs Monate lang unterstützt - danach sind andere Bedürftige an der Reihe. Den geplanten Ausbau will der Verein am derzeitigen Standort auf dem Gelände des ehemaligen Hülsemannshof an der Ecke Hünxer-/Augustastraße realisieren. Die Stadt, Eigentümerin des Grundstückes, hat der Tafel ihre Unterstützung zugesagt und bemüht sich laut Stadtsprecher Horst Dickhäuser derzeit um eine Lösung des Platzproblems. Dabei müsse man einen Interessenausgleich mit den beiden ebenfalls dort ansässigen Vereinen erreichen. Sobald es grünes Licht für mehr Platz gibt, wollen die Mitglieder sich an die Spendensammlung für den Ausbau machen, die Ausgabestelle auf rund 200 Quadratmeter erweitern. Denn die Bedürftigkeit, wissen die Helfer aus Erfahrung, wird auch in Zukunft nicht abnehmen.

(RP)
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