Experten untersuchen Übertragungswege Noroviren kommen oft aus der Küche

Düsseldorf · Norovirus-Epidemien haben ihren Höhepunkt in den Wintermonaten. Auf zwei Kreuzfahrtschiffen breiteten sie sich am vergangenen Wochenende schlagartig aus. Häufig sind es kontaminierte Lebensmittel, die den Brech-Durchfall-Erreger in Umlauf bringen. Das Problem hängt dabei oft an des Messers Schneide, stellt eine Studie nun fest.

So schützen Sie sich vor dem Norovirus
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Foto: dpa, Gudrun Holland, RKI

Es ist die mangelnde Handhygiene, die immer wieder zu schnell um sich greifenden Norovirus-Infektionen führt, ist schon lange bekannt. Doch es ist des Messers Schneide, über die sich die Viren wie über andere Küchenutensilien häufig verbreiten. Ein Forscherteam der Universität Georgia nahm verschiedene Infektionsquellen unter die Lupe und stellte fest, dass die Infektion über Kontakt mit kontaminierten Flächen übertragen wird. Im Fokus stehen vor allem Messer oder Reiben, die bei der Zubereitung von Speisen verwendet werden. Nur wenige Partikel oder Zellen sind ausreichen, um eine Infektion zu verursachen.

Viren über Küchenutensilien weiter verbreitet

Zurückliegende Untersuchungen haben gezeigt, dass Lebensmittel oft erst kurz vor dem Verspeisen kontaminiert werden. Welche Rolle dabei aber eine Weitergabe des Norovirus per Cross-Kontamination über Küchenutensilien spielt, wurde bislang nicht untersucht. Sowohl Hepatitis A-Virus als auch Noroviren kleben gerne an einer Reihe von Obst und Gemüsen — wie Erdbeeren, Melonen oder Gurken — und verbreiten sich über verwendete Küchenutensilien weiter.

Die Wissenschaftler zeigten, dass sauberes Obst und Gemüse, das in Kontakt mit virenbehafteten Küchenwerkzeugen kam, oft mit den Noroviren verseucht wurde. Selbst bei unberührten Utensilien waren laut Studie mehr als die Hälfte aller Messer und Reiben nach der Verarbeitung kontaminierter Produkte mit den Magen-Darm-Viren kontaminiert. Im Schnitt gaben sie noch an sieben weitere mit ihnen verarbeitete Produkte Viren ab. Eine entscheidende Rolle spielt dabei, wo gebrauchte Utensilien wie auch Lebensmittel abgelegt werden und welche Oberfläche sie besitzen.

Glatte Flächen sind Spielwiese für Erreger

Die Forscher fanden heraus, dass sich Noroviren sehr viel besser über die glatte Fläche einer Honigmelone verbreiten als über die rauer Melonensorten. Küchenutensilien spielen als Virusüberträger nach Meinung der Experten für Lebensmittelsicherheit eine entscheidende Rolle. Auch auf den Kreuzfahrtschiffen, auf denen das Norovirus grassiert, vermutet die Polizei, dass verdorbene Lebensmittel für die Epidemie verantwortlich sind.

Noroviren sind weltweit in Umlauf und zählen nach Informationen des Robert-Koch-instituts zu den häufigsten Erregern infektiösen Brech-Durchfalls. Der Erreger ist stabil und überlebt auch einige Tage auf Handtüchern, Geschirr, Spielzeug, Lebensmitteln oder Türklinken. Deswegen ist die Ansteckungsgefahr in gemeinschaftlich genutzten Einrichtungen wie Kreuzfahrtschiffen, Büros, Krankenhäusern oder Kindergärten besonders hoch.

Nach einer Inkubationszeit von zehn Stunden führt eine Ansteckung mit den Viren zu starker Übelkeit mit plötzlich beginnendem schwallartigen Übergeben, Magenkrämpfen, Durchfall, Schüttelfrost und Gliederschmerzen. "Gegen diese Symptome gibt es keine Medizin, sie klingen meistens nach zwei bis drei Tagen von selber wieder ab und, wenn sich der Erkrankte danach vollständig auskuriert, wird das Norovirus auch ohne Folgen überwunden", erklärt Prof. Dr. Fickenscher, Virologe der Christian-Albrechts-Universität Kiel. Der Körper sollte dann unbedingt ausreichend mit Flüssigkeit wie Wasser und Tee versorgt werden, je nach Schweregrad der Symptome auch mit Elektrolytlösungen. Das Norovirus ist zwar heftig in der Wirkung, aber nach Aussage des Experten für Entzündungsforschung vergleichsweise harmlos und schnell überwunden.

Vorbeugen hilft

Die Gefahr einer Ansteckung lässt sich vor allem durch gründliches und häufiges Händewaschen minimieren. Auch Betroffene können durch eine sorgsame persönliche Hygiene dazu beitragen, das Ansteckungsrisiko für andere zu verkleinern. "Gründliches Händewaschen ist das einfachste Mittel, um sich zu schützen", so Prof. Dr. Fickenscher.

Insgesamt empfiehlt sich beim Norovirus die Verwendung sehr starker Desinfektionsmittel. Denn nach Einschätzung des Experten zeigt sich das Norovirus unbeeindruckt von vielen Desinfektionsmitteln. Kleidung und Bettwäsche von Erkrankten sollte bei mindestens 60 Grad gewaschen und wenn möglich gekocht werden. Handtücher, Geschirr, Spielzeug sollten nicht gemeinsam von Erkrankten und Nicht-Erkrankten benutzt werden. Mehr Augenmerk als bislang, sollte zudem auf die Hygiene in der Küche gelegt werden.

(wat)
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