Düsseldorf/Berlin Zwei Dickköpfe im Häuserkampf

Düsseldorf/Berlin · In der Übernahmeschlacht zwischen Vonovia und der Deutschen Wohnen werden jetzt die Stimmen ausgezählt. Vergangene Nacht endete die Annahmefrist für das Angebot. Zwei Verlierer stehen schon fest: die Chefs der Konzerne.

Der 14 Milliarden Euro schwere Übernahmepoker auf dem deutschen Immobilienmarkt ist entschieden - aber noch kennt niemand das Ergebnis. Bis gestern Nacht konnten die Aktionäre der Deutschen Wohnen das feindliche Übernahmeangebot des Düsseldorfer Branchenprimus Vonovia annehmen. Spätestens am Freitag will Vonovia bekannt geben, ob genügend Deutsche-Wohnen-Aktionäre zu Vonovia übergelaufen sind und so einen Immobilienriesen mit mehr als 510.000 Wohnungen aus der Taufe heben.

Zuletzt hatten knapp 30 Prozent der Aktionäre angenommen - Vonovia braucht nach eigenen Berechnungen aber eine Annahmequote von 44 Prozent. Was nichts heißen muss: Erfahrungsgemäß entscheiden sich viele Aktionäre erst in den letzten Stunden der Ablauffrist, so dass das Rennen gestern noch völlig offen war.

Wie auch immer es ausgeht - zwei Verlierer hat die Schlacht jetzt schon: Vonovia-Chef Rolf Buch, der entweder scheitert oder sich nun mit einer 800-köpfigen Berliner Belegschaft herumschlagen muss, die inklusive Vorstand bis zuletzt erbittert gegen die Übernahme gekämpft hat. Und Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn: Sein Konzern verschwindet entweder unter dem Vonovia-Dach oder der diplomierte Volkswirt bekommt ein massives Glaubwürdigkeitsproblem. Denn wenn die Übernahme platzt, muss Zahn seinen Aktionären erklären, warum die Deutsche Wohnen nun plötzlich doch im Alleingang wachsen will - obwohl Zahn kurz zuvor noch vergeblich versucht hatte, den Düsseldorfer Immobilienkonzern LEG zu übernehmen, um besser wachsen zu können.

Es scheint, als hätten sich da zwei Dickköpfe ineinander verkeilt. Auf der einen Seite der Ostwestfale Rolf Buch (50), den sie in seinen 20 Dienstjahren bei Bertelsmann den "Atom-Rolf" nannten, weil er stets ruhelos und ehrgeizig nach vorne stürmte. Im Alter von zehn Jahren hätte ihn diese Ungeduld beinahe umgebracht: Bei einer rasanten Radfahrt bergab stieß er in einer Kurve mit einem VW Käfer zusammen. "Überlebt habe ich nur, weil mich niemand auf den Rücken gedreht hat. Sonst wären mir die Splitter ins Gehirn gestoßen", zitierte ihn einmal die "Welt" in einem Porträt, in dem auch seine damals angeblich schlecht sitzenden Anzüge thematisiert wurden. Inzwischen bevorzugt Buch jedenfalls Anzüge und Krawatten von Hermès und Luxusuhren von IWC.

Auf der anderen Seite der nicht minder ehrgeizige Michael Zahn, der nach dem Volkswirtschaftsstudium in den ersten Berufsjahren mehrere Aufbaustudiengänge absolvierte. Sein Spitzname: "Der Mann mit dem Schal". Er gilt als zuverlässig und jemand, der nicht nur gute Laune verbreitet. Privat sammelt der Sohn einer kinderreichen Bauernfamilie Kunst - und ganz nebenbei hat er auch einmal vier Semester lang Kunstgeschichte studiert. Immobilien und Kunst haben für ihn viel gemeinsam, weil es sich in beiden Bereichen immer um Unikate handelt. Und um emotionale Produkte. Entsprechend emotional sind auch seine öffentlichen Einlassungen zu der Übernahmeschlacht: "Wertzerstörend"ist noch einer der freundlicheren Kommentare, mit denen er seinen Konkurrenten Rolf Buch bedenkt.

Werden die Mieter am Ende Opfer von zwei Ego-Managern? Wahrscheinlich nicht. Denn sowohl Buch als auch Zahn haben die Zufriedenheit ihrer Mieter als Teil ihres Geschäftsmodells definiert. Das haben die großen Wohnungskonzerne in Deutschland immer schon so gesagt. Neuerdings halten einige sich auch daran - zumindest Vonovia hat in diesem Punkt inzwischen ein ganz gutes Image.

(RP)
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