Internetkonzern Was würde Google tun?

Sunnyvale/Düsseldorf · Der Gewinn des Internetkonzerns Yahoo ist massiv eingebrochen. Vielleicht wäre die Geschichte anders verlaufen, wenn sich die Verantwortlichen bei Yahoo früher gefragt hätten, was Konkurrent Google an ihrer Stelle tun würde.

 Seit knapp drei Jahren versucht Marissa Mayer, den strauchelnden Online-Konzern Yahoo wieder auf Kurs zu bringen. Noch bleibt der Erfolg aus.

Seit knapp drei Jahren versucht Marissa Mayer, den strauchelnden Online-Konzern Yahoo wieder auf Kurs zu bringen. Noch bleibt der Erfolg aus.

Foto: AP

Als Yahoo 1994 gegründet wurde, lief auf den Computern noch nicht mal das Betriebssystem Windows 95. Mit anderen Worten: In der schnelllebigen IT-Welt ist Yahoo ein Dino - und wenn es so weitergeht, ereilt den US-Konzern bald ein ähnliches Schicksal.

Zum vierten Mal in Folge machte das Unternehmen in seinem Kerngeschäft - dem Verkauf von Anzeigen - Verluste. Im ersten Quartal brach zudem der Gesamtüberschuss im Jahresvergleich um 93 Prozent auf 21 Millionen Dollar (19,6 Millionen Euro) ein. Es gibt nur wenig in der Bilanz, was Hoffnung auf bessere Zeiten macht.

Dabei sollte alles besser werden, als Marissa Mayer 2012 als Chefin des einstigen Technologieriesen vorgestellt wurde. Die 39-Jährige war der personifizierte Aufbruch: Mayer hatte in Stanford Informatik studiert, als Managerin beim angesagten Weltkonzern Google Millionen verdient, war zudem jung, weiblich und hochschwanger. Spätestens als sie sich im August 2013 in der US-Modezeitschrift "Vogue" mit knallroten Lippen, blauem Designer-Kleid und Yves-Saint-Laurent-Stilettos auf einer weißen Liege räkelte, versprühte sie jenen Glanz, den ihr Unternehmen schon seit vielen Jahren verloren hatte.

Mayer wollte den Konzern umkrempeln und investierte. So kaufte Yahoo unter anderem für 1,1 Milliarden Dollar den damals vor allem bei jungen Leuten beliebten Blog-Dienst Tumblr. "Wir versprechen, es nicht zu vermasseln", sagte sie.

Doch danach sieht es nicht aus. Zwar konnte Yahoo die Erlöse im Bereich Mobile Geräte, Video und Online-Netzwerke von 230 auf 363 Millionen Dollar steigern und sich beim Internetbrowser Firefox als Standard-Suchmaschine anstelle von Google einkaufen - aber reicht das, wenn gleichzeitig das Tafelsilber verscherbelt wird?

Nach dem Börsengang des chinesischen Unternehmens Alibaba hatte Yahoo zuletzt Anteile in Milliardenhöhe verkauft, um anschließend die Kassen der eigenen Aktionäre zu füllen. Nun wollen die Investoren Yahoo auch noch dazu drängen, die mehr als acht Milliarden Dollar schwere Beteiligung an Yahoo Japan abzustoßen.

Was bliebe, wäre ein Übernahmekandidat für Konkurrenten. Diese haben Yahoo in ihrer Entwicklung längst abgehängt. Der früher führende Suchmaschinenbetreiber hat es nicht geschafft, sein Angebot als Plattform umzubauen. Das vier Jahre nach Yahoo gestartete Google löste das Unternehmen erst als wichtigste Suchmaschine ab, wurde dann als E-Mail-Dienst immer beliebter, bevor es mit seinem Betriebssystem Android auch auf mobilen Geräten zum dominierenden Anbieter aufstieg. Immer besser lernte Google dabei seine Nutzer kennen und versilberte dieses Wissen in Form von steigenden Werbeerlösen. Anschließend zog auch das Soziale Netzwerk Facebook an Yahoo vorbei.

Vielleicht wäre die Geschichte anders verlaufen, wenn sich die Verantwortlichen bei Yahoo früher gefragt hätten, was Konkurrent Google an ihrer Stelle tun würde. Für die Ex-Google-Managerin Mayer könnte es nun zu spät sein.

(frin)
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