Kolumne Kurt Von Storch Worauf es für Fondsmanager ankommt

Eine Frage, die sich viele Anleger besonders oft stellen, lautet in etwa so: Investiere ich "aktiv", also über aktiv gemanagte Investmentfonds oder besser "passiv", mithilfe von Produkten, die Aktien- oder Anleihe-Indizes abbilden, die sogenannten Exchanged Trade Funds (ETFs)? Auch ich bekomme diese Frage häufig gestellt, von Journalisten beispielsweise. Nicht selten ist die Frage dann rein rhetorischer Natur, denn der Fragesteller hat sich seine Antwort bereits zurechtgelegt. Er ist davon überzeugt, dass ETFs die bessere, weil günstigere Variante sind im Vergleich zu den aktiv gemanagten Fonds. Deren Manager - das wird gewöhnlich noch hinzugefügt - schafften es ohnehin nicht, besser abzuschneiden als der breite Markt.

Es wird Sie vermutlich nicht besonders verwundern, dass wir als aktive Investmentmanager mit dieser Frage nicht allzu viel anfangen können; sie stellt sich unseres Erachtens einfach überhaupt nicht. Was bitteschön ist unter "passiv investieren" zu verstehen? Und wie soll diese Form des Investments eigentlich funktionieren?

Zuerst muss nämlich die Anlagestrategie definiert werden: Wie soll die Zusammenstellung des Portfolios aussehen, welche Anlagen kommen in Betracht - Aktien, Anleihen, Wandelanleihen, Gold oder Rohstoffe? Und wie sollen die einzelnen Bausteine gewichtet werden? Nachdem diese Entscheidungen getroffen sind, geht es darum, für die Anlageklassen passende Regionen zu definieren. Soll der Aktienanteil vorwiegend Euro-Titel enthalten oder global ausgerichtet sein? Werden auch Schwellenländer berücksichtigt? Falls ja, welche?

Bei Anleihen müssen die Bonitätsanforderungen und die unterschiedlichen Segmente festgelegt werden: Sollen es Staats-, Unternehmens-, Nachrang- oder Hochzinsanleihen sein? Schlussendlich geht es auch immer darum, die passenden Indizes für die jeweiligen Regionen auszuwählen. Der Dow Jones für den amerikanischen Aktienmarkt? Oder doch besser der S&P 500?

Wer all das "aktiv" beantwortet hat, kann beginnen, "passiv" zu investieren. Das gilt vor allem für Anleger, die nicht auf eine klar definierte Anlageklasse fixiert sind. Jede einzelne Entscheidung ist also "aktiv" - und kann starke Unterschiede zur Folge haben, was die Wertentwicklung betrifft. Dogmatisch zu trennen zwischen aktiven und passiven Investments, ist Humbug. Im Übrigen schneiden viele ETFs schlechter ab als die Indizes, die sie abbilden. Das alles heißt nicht, dass ETFs im Rahmen vernünftiger Vermögensverwaltung keine Daseinsberechtigung haben. Im Gegenteil: Sie sind einfache, vor allem kostengünstige Instrumente, um bestimmte Märkte abzubilden. Auch wir nutzen sie bei klar abgrenzbaren Themen wie Edelmetallen.

Die Aufgabenstellung, die unsere Kunden an uns stellen, ist aber weit komplexer. Sie lautet fast nie: "Kaufen Sie ausschließlich deutsche Aktien oder amerikanische Anleihen." Unsere Kunden formulieren Renditeerwartungen und Risiken, die sie bereit sind zu tolerieren. Beides müssen wir in Einklang bringen. Die Kosten sind dabei immer wieder ein Thema. Als Experte entwickelt man mit Analyseinstrumenten verschiedene Szenarien und versucht, das Vermögen der Kunden möglichst sinnvoll auf einzelne Anlageklassen aufzuteilen. Dabei zählt nicht nur die absolute Rendite, sondern es zählen auch die Schwankungen, die Anleger zeitweise aushalten müssen. Je weniger, desto besser.

Beide Strategien - gut gemanagte, wirklich aktive Investmentfonds sowie ETFs ergänzen sich sehr gut. An Bedeutung dürften pseudoaktive Fonds verlieren, die sich systematisch an einen Index hängen, ihn größtenteils nachbauen. Ihre Chance, nach Kosten besser als der Markt abzuschneiden, ist gleich Null. Anleger werden in Zukunft deshalb immer weniger bereit sein, ihr Geld in solche Produkte zu investieren.

(RP)
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