Kolumne: Die Ökonomin Wie viel darf ein Dax-Chef verdienen?

Bei VW erhielten Vorstände 141 Mal so viel wie der Durchschnittsmitarbeiter. Bei Beiersdorf reicht das 17-fache. VW hat einen Abgasskandal, der Nivea-Hersteller Erfolg. Die Lehren.

Der Satz "Über Geld redet man nicht, Geld hat man" gilt nicht mehr. Dax-Konzerne weisen für ihre Vorstände individuell die Vergütung aus. Spitzenreiter 2015 war Daimler-Chef Dieter Zetsche mit 8,5 Millionen Euro. Ist das viel oder wenig - und gemessen woran? Gemessen an seinen Kollegen verdient Zetsche gut, aber nicht übermäßig. Die Zeiten, in denen ein VW-Chef Martin Winterkorn (ausgerechnet!) 15 Millionen im Jahr bekam, sind vorbei.

Gemessen an den Mitarbeitern liegen Daimlers Vorstandsvergütungen im Mittelfeld. Jüngst hat die gewerkschaftseigene Hans-Böckler-Stiftung eine Studie veröffentlicht, wonach Dax-Vorstände 2014 im Schnitt 57 Mal so viel verdienten wie der durchschnittliche Mitarbeiter in ihrem Konzern. "Manager-to-Worker-Pay-Ratio" nennt sich das Verhältnis. Das Ranking führt (natürlich) Volkswagen an, dessen Vorstände 141 Mal so viel verdienten wie ihre Arbeitnehmer, gefolgt von Post (132), Adidas (116) und Henkel (98). Bei der Commerzbank mussten sich die Vorstände mit dem 18-fachen begnügen, bei Beiersdorf ("Nivea") mit dem 17-fachen.

Grundsätzlich gilt: Vergütungen richten sich wie alle Preise nach dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Um Spitzenmanager zu gewinnen, die Verantwortung für Zehntausende Mitarbeiter und Milliarden-Vemögen haben, müssen Unternehmen eben gut zahlen. Zumal die Konkurrenz groß ist: In die USA zahlen Konzerne im Schnitt das 335-fache des Durchschnittslohn.

Doch es bleibt die Frage, ob Vorstandsgehälter wirklich Knappheitspreise sind. Oder ob nicht doch ein Kartell von Aufsichtsräten wechselseitig die Posten besetzt und die Vergütung freundlich vereinbart. Die Gewerkschaftsforscher fordern, dass die Konzerne das Verhältnis begrenzen. Denkbar wäre es, die Hauptversammlungen die "Pay-Ratio" festlegen zu lassen. Doch ist das praktikabel? Besser wirken Transparenz und Eigenverantwortung. Bayer-Aufsichtsratschef Werner Wenning hat mal gesagt, zweistellige Millionen-Gehälter wären bei Bayer und Eon undenkbar. VW hatte leider nur Abnicker im Aufsichtsrat.

Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort