Kolumne: Die Ökonomin Wenn Banken sich abschaffen

Überweisung, Münz-Einzahlung, Online-Banking: Sparkassen und Banken erfinden als Antwort auf die EZB viele neue Gebühren. Das könnte sich rächen, Paypal wartet schon.

Kolumne: Die Ökonomin: Wenn Banken sich abschaffen
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Verbraucher haben derzeit nichts zu lachen. Banken und Sparkassen erfinden immer neue Gebühren. Die Commerzbank nimmt 1,50 Euro für Überweisungsaufträge auf Papier, bei der Postbank sind es 99 Cent. Die Sparkasse Düsseldorf verlangt für Münzgeld-Einzahlungen 7,50 Euro pro Beutel. (Immerhin sind Schulen und Kirchen ausgenommen. Rektoren müssen also nicht fürs Kakaogeld zahlen, Pfarrer nichts für den Klingelbeutel.) Zudem nimmt die Sparkasse neun Cent für jede SMS, mit der sie Online-Banking-Kunden eine Nummer für Überweisungen (TAN) aufs Handy schickt. Andere Institute halten es ähnlich.

Die Banken machen die Europäische Zentralbank verantwortlich. In der Tat nimmt die EZB sie gleich von zwei Seiten in die Zange: Zum einen verlangt Mario Draghi von den Banken Strafzinsen für Gelder, die diese über Nacht bei ihm parken, und hat mit der Senkung des Leitzinses auf null den Kreditmarkt ins Rutschen gebracht. Einst sorgte das Geschäft mit Baukrediten für satte Margen, mit denen die Banken andere Dienstleistungen quersubventionieren konnten. Nun ist es vorbei mit der Gratiskultur. Zum anderen quält die EZB -Bankenaufsicht die Institute mit immer neuen Regulierungen - durchaus in der guten Absicht, eine neue Finanzkrise zu verhindern, aber eben auch mit neuen Lasten für die Geldhäuser.

Dennoch ist die Europäische Zentralbank nicht an allem Übel schuld. Sparkassen und Banken müssen aufpassen, dass sie sich mit ihrer Gebühren-Orgie nicht selbst abschaffen. Verbraucher, die in der Welt von Paypal und Bitcoin zuhause sind, werden sich Abzocke nicht bieten lassen und nach kostenlosen Alternativen suchen. Paypal und junge Finanzdienstleister (Fintechs) warten nur darauf, den Etablierten durch günstigen Service das Wasser abzugraben.

Zum Verlierer drohen ältere Kunden zu werden, die in der Digitalwelt nicht zu Hause sind. Sich an ihnen schadlos zu halten, passt aber wenig zum Immer-da-immer-nah-Selbstverständnis, das gerade Sparkassen und Volksbanken pflegen.

Ihre Meinung? Schreiben Sie an kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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