Kolumne: Die Ökonomin Der Staat hat bei der Solarförderung versagt

Der Fall von Solarworld zeigt, wie der Staat Technologieförderung nicht betreiben sollte, und offenbart ein gängiges Missverständnis: Billig-Konkurrenz ist kein Dumping.

Der Niedergang von Solarworld hat auch mit seinem Gründer zu tun: nicht etwa, weil Frank Asbeck privat gerne jagt und rast, sondern weil er die Spielregeln der Marktwirtschaft nicht verstanden hat. Er ist nicht allein: Von den 16 Solar-Firmen, die mal an der Börse notiert waren, ist nur noch ein Viertel übrig. Auch bei Conergy und Solar Millennium ging das Licht aus.

Zugleich zeigt der Fall, wie staatliche Förderung nicht funktioniert. Per Ökostrom-Gesetz drückt die Regierung seit Jahren Sonnenstrom in den Markt: 40 Cent pro Kilowattstunde bekamen Erzeuger zunächst garantiert, über Jahre, bezahlt von wehrlosen Stromkunden. Bauern, Bürger, Betriebe - alle wollten Zellen aufs Dach. Und die lieferten Solarworld und Co. Als der Boom chinesische Konkurrenten anlockte, brach der Preis für die Zellen ein. Asbeck verlangte, die EU möge die Hersteller vor vermeintlichen Dumping-Waren aus China schützen. Der erstes Staatseingriff ( Ökostrom-Förderung) sollten den zweiten (Strafzölle) nach sich ziehen. Dabei ist billig nicht gleich Dumping, sondern das gute Recht des Angreifers. Der Platzhirsch muss mit Innovationen reagieren, wie es der deutsche Maschinenbau seit Jahrzehnten vormacht. Auch deutsche Solarhersteller hätten auf Neues setzen können wie den Bau von Batterien. Sie nutzten ihre Chancen nicht. Als der Staat endlich die Vergütung auf 12 Cent senkte, brach auch noch die Nachfrage ein. So viel Markt war für Asbeck und Co zu viel. Es folgt das Aus.

Für Zukunftstechnologien lehrt das zwei Dinge. Erstens: Dauersubventionen schaden nur, allenfalls eng begrenzte Anschubfinanzierung kann Sinn machen. Zweitens: Der Staat kann die Physik nicht ausschalten. Photovoltaik ist im kühlen Deutschland die teuerste Art, Strom zu erzeugen. Warum setzt der Staat überhaupt darauf? Der frühere RWE-Chef Jürgen Großmann hat es so gesagt: Solarstrom aus Deutschland ist so sinnvoll wie Ananaszüchten in Alaska. Milliarden Euro später ahnt das nun auch die Politik.

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(RP)
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