Die Ökonomin Das Versagen der Kontrolleure

VW und Deutsche Bank brauchen einen Kulturwandel. Doch Müller und Cryan waren dafür die Falschen. Und die Eigentümer wollen ihn gar nicht.

 Unsere Autorin Antje Höning.

Unsere Autorin Antje Höning.

Foto: Höning

Die Deutsche Bank und Volkswagen waren mal deutsche Vorzeigekonzerne. Der eine Primus unter den Banken, der andere Absatz-Primus unter den Autobauern. Dass nun beide den Königsmord auf offener Bühne aufführen, ist kein Zufall.

Beiden ist Erfolg zu Kopf gestiegen. Bis zur Finanzkrise hielten sich die Investmentbanker für Regenmacher. Wer den Golf gebaut und Porsche geschluckt hat, wähnt den Platz im Himmel ähnlich sicher. Der Größenwahn ließ eine Kultur entstehen, in der auch Kriminelles gedieh. VW betrog Diesel-Kunden und Behörden Jahre lang mit Abgas-Software, die Bank manipulierte bei Zinsen, Derivaten, Hypotheken. Zeitweise glichen beide Rechtsabteilungen mit angeschlossenem Geschäft.

Beide brauchen einen Kulturwandel - weg von der Machokultur, die bei VW hemdsärmelig, bei der Deutschen Bank in Nadelstreifen daherkommt. Doch weder John Cryan noch Matthias Müller verkörpern den Wandel glaubhaft. Das zeigte sich insbesondere bei der Boni-Debatte. Cryan konnte nicht verhindern, dass die Bank Milliarden-Boni trotz Milliarden-Verlust zahlte. Müller verteidigte sein Zehn-Millionen-Gehalt mit dem Hinweis auf drohendes Gefängnis und verglich den Einfluss der Politik mit dem der DDR.

Der Kulturwandel blieb vor allem ein Lippenbekenntnis, weil Kontrollen versagten und die Aufsichtsräte diesen gar nicht wollten. Die VW-Eigentümer hielten den Abgasskandal für ein Kavaliersdelikt, sonst hätten sie mit Müller (Vorstand) und Hans Dieter Pötsch (Aufsichstrat) nicht zwei Männer des alten Systems Winterkorn installiert. Die mit Geld und mehr versorgten Arbeitnehmervertreter machen vieles mir. Bei der Deutschen Bank geht es Chefkontrolleur Paul Achleitner vor allem um eines: die eigene Haut. Entsprechend würdelos servierten beide Aufsichtsräte die Konzernchefs ab. Echter Kulturwandel fängt bei den Kontrolleuren an. Hier sind beide Konzerne ganz am Anfang.

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(RP)
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