Kolumne: Der Ökonom Zerschlagt Amazon und Co. - ein bisschen

Die US-Internetriesen Amazon und Google haben VW erstmals bei den Forschungsausgaben überrundet. Das birgt Gefahren für den Wettbewerb.

 Unser Autor Martin Kessler.

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Foto: Kessler

Am Ende lag es vor allem am Wechselkurs zwischen Dollar und Euro. Aber die Macher in Wolfsburg dürfte es trotzdem wurmen: Der deutsche Autokonzern VW verlor 2017 laut einer Studie der Beratungsfirma PwC seinen weltweiten Spitzenplatz bei den Forschungsausgaben. Gemessen in Dollar lagen die US-Computerriesen Amazon, Google und Intel sowie der koreanische Samsung-Konzern vor dem Wagenbauer aus Niedersachsen.

Ökonomisch gesehen heißt das zunächst: Bei den interessantesten Wachstumsfeldern wie Informationstechnologie, Mobilität und Gesundheit (die Pharmakonzerne sind auch weit vorne) wird kräftig in Innovationen investiert. Das schafft entweder neue nützliche Produkte oder verbesserte Produktionsverfahren. Beides ist gut für die Vermehrung des Wohlstands.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn mit den gewaltigen Investitionen verschaffen sich Riesen wie Amazon, Google oder Intel einen gewaltigen Wettbewerbsvorsprung. Die milliardenschweren Forschungsausgaben sind eine hohe Markteintrittshürde, die mögliche Konkurrenten fernhält und den Konzernen einen großen Gestaltungsspielraum bei Preis und Konditionen einräumt. So sind Apple-Produkte überteuert. Google hält lästige Wettbewerber fern, und Amazon-Nutzer sind an die Konditionen des Internetversenders gebunden. Zudem profitieren vor allem die Großaktionäre dieser Konzerne von den Gewinnen. Bei den Arbeitnehmern kommt wenig an.

Wenn der Wettbewerb auf der Strecke bleibt, haben am Ende auch die Konsumenten wenig von der neuen Technik. Denen bleiben dann nur Luxusprodukte. Hier sind die Wettbewerbsbehörden gefragt. Die hohe Strafe der EU-Kommission gegen Google in Höhe von 2,4 Milliarden Euro zeigt, dass einige von ihnen die Gefahr erkannt haben. Allerdings dürfen die Kartellämter auch nicht übertreiben. Die komplette Zerschlagung des innovativen US-Telefonriesen AT & T in den 80er Jahren hat die Telekombranche in den USA um Jahre zurückgeworfen.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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