Kolumne: Der Ökonom Terroristen brauchen vor allem Geld

Nach der Ökonomie des Terrorismus bomben nicht die Armen, sondern eher die Gebildeten. Wer wirkungsvoll gegen die Fanatiker vorgehen will, kappt ihre Finanzquellen.

In den Augen vieler Fernsehzuschauer erscheinen die zottelbärtigen Terroristen des Islamischen Staates wie blinde Fanatiker. Sie sind aber intelligente Verbrecher, die einem klaren Kosten-Nutzen-Kalkül folgen. Ihre Zielfunktion, möglichst viele Menschen zu töten und zu terrorisieren, ist zwar pervers. Ihr Ziel versuchen sie aber, mit einem minimalen Aufwand zu erreichen. Das ist ihnen im Fall von Paris auf deprimierende Art gelungen.

Wenn wir als "Ertrag" des Terrorismus den Schrecken, das Leid und die politische Unruhe bezeichnen, dann haben die Attentäter von Paris einen ganzen Kontinent in den Ausnahmezustand geschossen. In den USA wollen die Demokraten aus Furcht vor Terroristen und Flüchtlinge gegen den eigenen Präsidenten stimmen. Selbst Großmächte wie Russland und China erscheinen höchst verwundbar.

Demgegenüber stehen die Kosten der IS-Kämpfer für Logistik, Waffenbeschaffung und Rekrutierung von Selbstmordattentätern. Sie sind klein im Verhältnis zum "Ertrag". Deshalb ist es für den IS verlockend, zu bomben.

Das zeigt, dass Terroristen nicht unbedingt Verzweifelte sind, die keinen Ausweg aus dem Elend der europäischen Vorstädte sehen. Eine Studie des US-Ökonomen Alan B. Krueger und der tschechischen Orientalistin Jitka Maleckova hat ergeben, dass es "keinen Beleg für die Behauptung gibt, dass Armut und Terrorismus zusammenhängen". Vielmehr haben die Terroristen wie etwa der jüngst getötete IS-Anführer Abaaoud eine gute Ausbildung.

Auch Nobelpreisträger Gary S. Becker vergleicht in seiner "Ökonomie des Verbrechens" die Verdienstmöglichkeiten von Kriminellen in der legalen und illegalen Wirtschaft. Das gleiche könnte er für Nutzenüberlegungen für Terroristen anstellen.Man kann beide Gruppen bei den Kosten packen. Wenn die Finanzquellen für Kriminelle und Terroristen versiegen, hätte man ihnen die Bank gesperrt. Das sollte die Antiterror-Allianz versuchen.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de.

(RP)
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