Kolumne: Der Ökonom Das üble Geschäft mit der Fernwärme

In vielen Neubaugebieten gibt es nur eine Form der Heizung - die Fernwärme. Stadtwerke nutzen ihr Monopol aus und erhöhen ihre Preise, obwohl die Energie billiger wird.

Fernwärme gibt es schon seit Jahrzehnten. In der DDR gehörten die Rohre, die frei über Straßen, Felder und Wälder geführt wurden, zum festen Landschaftsbild. Doch die Fernwärme ist kein Auslaufmodell. Bei Neuanschlüssen nimmt sie neben dem Gas mit einem Marktanteil von über 15 Prozent einen Spitzenplatz ein.

Für den Verbraucher ist diese Form der Wärmeversorgung zwiespältig. Die Nutzung von Fernwärme, die sonst als Überschuss aus der Produktion einfach in die Luft geblasen wird, erhöht die wirtschaftliche Ausbeute des Energieeinsatzes. Gleichzeitig haben die Haushalte keine Wahlmöglichkeiten mehr, wenn sie einmal ans Fernwärmenetz angeschlossen sind. Denn aus Sicht des Anbieters macht Fernwärme nur Sinn, wenn alle Häuser einer Siedlung ans Netz angeschlossen werden. Das nennt man Netzwerkexternalitäten: Jeder zusätzliche Anschluss senkt die Durchschnittskosten für die übrigen Nutzer.

Stadtwerke wie regionale Energieversorger nutzen diese Form des Geldverdienens kräftig. Wer in bestimmten Gebieten eine neue Wohnung erwirbt oder mietet, kann oft nur Fernwärme benutzen. Damit begibt er sich völlig in die Hand seines Anbieters. Er kann den Versorger nur wechseln, wenn er auszieht oder die Wohnung verkauft.

Das führt dazu, dass Stadtwerke in jüngster Zeit kräftig an der Preisschraube für Fernwärmenutzer drehten, obwohl Gas- und Ölpreise fast täglich neue Tiefstände erreichen. Manche Kommune saniert so ihren Haushalt, die oft stadteigenen Versorger legen eine goldgeränderte Bilanz vor. Die Aufsicht wacht zwar über allzu dreiste Preiserhöhungen. Dem Gebaren der Anbieter ist sie aber oft machtlos ausgeliefert. Eine klare Angelegenheit für die Wettbewerbsbehörden.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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