Interview Ernst-Robert Nouvertné "Wir Autohändler vor Ort müssen alles ausbaden"

Solingen · Ernst-Robert Nouvertné leitet zwei Autohäuser in Solingen und verkauft dort VW, Audi und Skoda. Ein Gespräch über wütende Kunden und fehlende Hilfe von VW.

 Ernst-Robert Nouvertné leitet in Solingen zwei Autohäuser.

Ernst-Robert Nouvertné leitet in Solingen zwei Autohäuser.

Foto: K�hlen, Stephan

Anfang Februar soll der Rückruf bei Volkswagen beginnen. Sind Sie schon vorbereitet?

Nouvertné Intern haben wir natürlich ein Konzept erarbeitet, wie wir alles organisieren - der normale Betrieb läuft ja parallel weiter. Wir haben für den Rückruf daher extra ein vierköpfiges Team bestehend aus einem Meister und drei Mechanikern zusammengestellt. Für den Kunden soll so wenig Aufwand wie möglich entstehen. Wer nicht die halbe Stunde warten will, bis das Software-Update aufgespielt wird, kann auch unseren Hol- und Bringservice nutzen oder bekommt ein Ersatzfahrzeug gestellt. Bei einigen steht aber im Frühjahr auch die Hauptuntersuchung oder ein Reifenwechsel an - dabei können die Arbeiten oft parallel erledigt werden.

Um wie viele Fahrzeuge geht es bei Ihnen?

Nouvertné Insgesamt müssen bei uns 2500 Volkswagen, 1200 Audi und zwischen 800 und 900 Skoda nachgebessert werden. Dafür werden wir vermutlich das ganze Jahr brauchen. 2016 wird das Umrüstungsjahr bei uns.

Und 2015 dürfte das Jahr der Beschwerden gewesen sein, oder?

Nouvertné Natürlich gab es einige aufgebrachte Kunden. Wir haben auch Schreiben von Rechtsanwälten bekommen. Letztlich sind wir Autohändler vor Ort diejenigen, die alles händeln, ausbaden und reparieren müssen. Wir haben daher frühzeitig eine Hotline eingerichtet, alle Kunden angeschrieben und viel Zeit in die Beratung investiert.

Gab es dafür Unterstützung von Volkswagen?

Nouvertné Nein, die Kosten für diese Maßnahmen müssen wir letztlich selber tragen. Wir haben uns trotzdem für diesen Weg entschieden, weil uns wichtig war, dass die Kunden so wenig Ärger wie möglich haben. Für mich war klar: Je offener wir mit dem Skandal umgehen - für den wir Händler ja letztlich gar nichts können -, umso besser ist es.

Das sehen andere Autohändler anders. Manche weigern sich sogar, Musterschreiben von der Verbraucherzentrale zu unterschreiben, die Kunden ihnen vorlegen.

Nouvertné Ja, davon habe ich gehört. Letztlich muss das jeder Händler selber wissen. Ich habe mir gesagt: Wenn die Kunden das Bedürfnis nach mehr Rechtssicherheit haben, will ich sie nicht vor die Pumpe laufen lassen. Wir haben solche Schreiben, in denen wir aufgefordert werden auf die Einrede zur Verjährung zu verzichten, daher unterschrieben.

(RP)
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