Paderborn Wincor Nixdorf wird amerikanisch

Paderborn · Konkurrent Diebold schluckt den Paderborner Bankautomaten-Hersteller für 1,7 Milliarden Euro.

Der angeschlagene Geld- und Kassenautomaten-Hersteller Wincor Nixdorf flüchtet sich in die Arme des US-Konkurrenten Diebold. Für bis zu 1,7 Milliarden Euro will Diebold den Paderborner Rivalen schlucken. Der neue Konzern soll Diebold Nixdorf heißen und seinen Sitz in North Canton (Ohio) haben.

Diebold stellt Geldautomaten und Scannerkassen her und hat 16.000 Beschäftigte. Durch den Zusammenschluss entstünde ein Konzern mit einem Umsatz von 4,8 Milliarden Euro und 25.000 Mitarbeitern. Ein weiterer Stellenabbau ist zumindest für Deutschland nicht vorgesehen. Wincor hatte bereits früher den Abbau von 1100 Jobs angekündigt, davon 500 in Deutschland. Zuletzt hatte Wincor Nixdorf 9100 Mitarbeiter.

Die Paderborner sind weltweit die Nummer drei auf dem Markt für Geldautomaten. Angefangen hatte alles mit den ersten Computern. Heinz Nixdorf legte 1952 den Grundstein mit einer Firma für "Elektronenrechner". In den 80er Jahren wurde Nixdorf der viertgrößte Computerhersteller Europas. Vier Jahre nach dem Tod des Gründers verlor die Firma die Eigenständigkeit. Siemens übernahm sie 1990, es entstand die Siemens Nixdorf Informationssysteme AG. 1998 verkaufte Siemens die Sparte für 1,4 Milliarden D-Mark an den Finanzinvestor KKR und die Bank Goldman Sachs. Die brachten das Unternehmen als Wincor Nixdorf 2004 an die Börse.

Bis zur Finanzkrise 2007 ging es aufwärts. Doch seither kämpft Wincor Nixdorf mit vielen Problemen. In Zeiten von Online-Handel und Bankenkrise wurde die Nachfrage nach Geldautomaten und Kassensystemen immer schwächer. Auch im Ausland läuft es nicht gut. In China führen lokale Anbieter einen aggressiven Preiskampf. Die Aktie war im August wegen der Dauerkrise abgestürzt und notierte bei 32 Euro. Dies hatte die Amerikaner auf den Plan gerufen, die eine günstige Einstiegsmöglichkeit in Europa witterten. Konkret beläuft sich das Angebot von Diebold auf 38,98 Euro in bar sowie 0,434 Diebold-Anteile je Wincor-Nixdorf-Aktie. Der Preis entspricht einem Wert von 52,50 Euro je Wincor-Papier. Das Angebot soll den Aktionären 2016 unterbreitet werden.

An der Börse kam die Offerte gut an. Zeitweise legte die Wincor-Aktie um mehr als fünf Prozent auf 48,17 Euro zu und war Spitzenreiter im M-Dax. Analysten sprachen von einem guten Angebot. "Die Transaktion ist sinnvoll", heißt es beispielsweise bei der DZ Bank. Wincor habe eine starke Marktstellung in Europa und Diebold in den USA, man ergänze sich gut.

(RP)
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