Wien Weniger fördern, mehr verdienen

Wien · Die Opec-Staaten halten die Fördermenge weiter niedrig. So wollen sie den Ölpreis nach oben treiben. Benzin könnte dadurch bald wieder teurer werden.

Die Opec-Staaten stützen die Ölpreise weiter und verlängern ihre Förderbremse bis Ende 2018. Zugleich signalisierten Vertreter der Organisation erdölexportierender Staaten bei ihrem Treffen gestern in Wien, dass sie bei einer Überhitzung der Energiemärkte eher aus dem Programm aussteigen könnten. An den Märkten war die Verlängerung der Förderbremse um neun Monate erwartet worden, die ansonsten nur bis März in Kraft geblieben wäre. Rohöl der Nordseesorte Brent legte um 0,6 Prozent zu.

Am Nachmittag berieten die Unterhändler auch mit Russland, das nicht Mitglied der Opec ist. Die Regierung in Moskau dringt darauf, dass die Preise nicht zu schnell steigen. In diesem Fall könnten US-Firmen mehr Öl fördern, das sie mit der Fracking-Methode an die Erdoberfläche holen.

Der saudi-arabische Energieminister Chalid al-Falih sagte, ein Ende der Förderbremse stehe zumindest für mehrere Quartale nicht an. Demnach sollen die Opec-Länder die Lage zunächst bei ihrem nächsten Treffen im Juni bewerten. "Wenn wir aussteigen, werden wir das schrittweise tun." So wolle man sicherstellen, die Märkte nicht zu verschrecken.

Nach den jetzigen Vereinbarungen wird das Ölangebot um etwa 1,8 Millionen Barrel am Tag gekürzt. Zum Vergleich: Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur IEA wurden im vergangenen Jahr weltweit knapp 94 Millionen Barrel gefördert. Dank der Förderbremse, die seit Anfang des Jahres in Kraft ist, sind die weltweiten Öllagerbestände um die Hälfte verringert worden. Sie liegen allerdings immer noch über dem mehrjährigen Durchschnitt.

Schon zum Auftakt des Treffens, bei dem 14 Opec-Staaten und zehn Nicht-Opec-Staaten ihren Kurs erörterten, hatte die Allianz die aktuellen Erfolge bei der Stabilisierung des Ölpreises nur als Etappenziel bezeichnet. "Es muss noch viel mehr getan werden, um unsere Ziele nachhaltig zu erreichen", sagte der saudi-arabische Ölminister Khalid al-Falih zum Auftakt.

Die langfristigen Auswirkungen des Schritts auf den Öl- und damit den Benzinpreis sind allerdings unklar. Experten halten aber selbst nach der Verlängerung des Förderlimits ein Fallen der Preise für möglich. Insbesondere mittel- und langfristig dränge wieder sehr viel Öl speziell aus den USA, Kanada und Brasilien auf den Markt, sagte Alexander Pögl vom Forschungsinstitut JBC: "Das Förderlimit ist unbedingt nötig. Die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage wird 2018 größer."

Der Ölpreis war in den vergangenen Jahren stark eingebrochen. 2014 waren noch mehr als 100 Dollar fällig, 2008 hatte der Ölpreis sogar ein Rekordhoch von 146 Dollar erreicht - mit entsprechenden Folgen für die Preise an Tankstellen.

In den vergangenen Jahren war der Preis jedoch auf unter 60 Dollar pro Fass Öl gesunken. Die von der Öl-Koalition beschlossenen Kürzungen (1,8 Millionen Barrel entsprechen etwa zwei Prozent der weltweiten Produktion) hatten ihn wieder langsam steigen lassen.

(dpa/rtr)
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