Düsseldorf Schon 2007 warnte Bosch vor Abgas-Manipulationen

Besitzer eines VW-Dieselfahrzeugs mit dem manipulierten Motor müssen zittern: Das Kraftfahrtbundesamt hat Volkswagen einem Bericht der "Bild am Sonntag" zufolge ein Ultimatum gestellt. Der Konzern müsse bis zum 7. Oktober einen konkreten Maßnahmen- und Zeitplan vorlegen, bis wann alle betroffenen Fahrzeuge nachgerüstet werden könnten. Lässt VW diese Frist verstreichen, droht die Behörde damit, die Typengenehmigung zu entziehen.

 Wie früh wussten Verantwortliche bei VW von den Manipulationen an den Diesel-Motoren?

Wie früh wussten Verantwortliche bei VW von den Manipulationen an den Diesel-Motoren?

Foto: dpa, ole tba

Fahrzeuge mit dem betroffenen Motor dürften dann nicht mehr verkauft und bewegt werden. Ein VW-Sprecher sagte, man stehe im Kontakt mit der Behörde und werde in dieser Woche einen groben Fahrplan vorlegen. VW werde die betroffenen Autos auf eigene Kosten nachbessern.

Der Autobauer hatte vor wenigen Tagen eingeräumt, bei weltweit elf Millionen Dieselfahrzeugen eine Manipulationssoftware eingebaut zu haben, in Deutschland sind 2,8 Millionen Autos betroffen. Das Programm hatte erkannt, sobald sich das Fahrzeug im Testbetrieb befunden hatte.

Mit Hilfe von Harnsäure wurde der Abgasausstoß reduziert. Die Beimischung des emissionssenkenden Stoffes wurde etwa aktiviert, sobald am Fahrzeug nur zwei Räder rollten und das Lenkrad nicht bewegt wurde - wie auf den Prüfrollen üblich.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe war VW-Chef Martin Winterkorn zurückgetreten, Porsche-Chef Matthias Müller rückte an seine Stelle. Die Aufräumarbeiten dürften für den neuen Vorstandsvorsitzenden extrem schwierig werden. Am Wochenende wurde bekannt, dass Konzernverantwortliche schon früh über den Einsatz der Software informiert waren.

Laut einem VW-internen Papier hatte die Firma Bosch, die das Mogelprogramm entwickelt hatte, die Wolfsburger davor gewarnt, dass dessen Einsatz illegal war. Die "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" erfuhr zudem aus Aufsichtsratskreisen, dass es einen Prüfbericht der internen Revision aus dem Jahr 2011 gegeben habe, der die Warnung eines VW-Technikers enthielt. Weder Bosch noch VW wollten die Berichte kommentieren.

Sollten sich diese bewahrheiten, hätte das massive finanzielle Folgen: Der als Aktiengesellschaft geführte Konzern ist rechtlich dazu verpflichtet, kursrelevante Informationen mit Hilfe sogenannter Ad-hoc-Meldungen unverzüglich zu veröffentlichen. Unterlässt er dies, könnten Aktionären Schadenersatz geltend machen - beispielsweise wenn sie in dem Zeitraum Anteile erworben haben. Der Kurs war nach Bekanntwerden der Manipulation um mehr als ein Drittel eingebrochen.

Matthias Müller – Werkzeugmacher, Informatiker, VW-Chef
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Die italienische Regierung will im Zuge des Abgas-Skandals landesweit 1000 Fahrzeuge des Konzerns stichprobenartig untersuchen lassen. Das Schweizer Bundesamtes für Straßen hatte am Freitag sogar ein vorübergehendes Zulassungsverbot für Fahrzeuge mit dem betroffenen Motor angekündigt. Es soll diesen Montag in Kraft treten. In Belgien hat der VW-Importeur D'Ieteren 3200 Diesel mit dem fraglichen Motor EA 189 vorsorglich vom Markt genommen.

(maxi/RP)
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