Genf Volkswagen könnte Geschäftsteile abspalten

Genf · Angesichts seiner vielen Baustellen denkt Volkswagen über einen größeren Konzernumbau nach. "Dass wir uns auch mit Fragen befassen, die die langfristige Zukunft unserer Gesellschaftsstruktur und die Struktur unseres Unternehmens betreffen, ist klar", sagte Konzernchef Matthias Müller im Vorfeld des Genfer Autosalons.

Ein Insider erläuterte, die Vorbereitungen für einen Börsengang des Nutzfahrzeug-Geschäfts seien Teil von Überlegungen für einen größeren Umbau. Die Lkw-Sparte könne leichter abgespalten werden, weil es kaum Berührungspunkte mit dem Pkw-Geschäft gebe. Das Management spreche bereits mit den Stakeholdern, also den Eigentümerfamilien, und dem Betriebsrat. Es komme darauf an, alle Kräfte im Konzern für die Pläne zu gewinnen, sagte die Person mit Kenntnis der Beratungen. Wenn alles glatt gehe, könnten die Gespräche schon Ende des Monats beendet werden. Sicher sei dies jedoch keinesfalls.

Bei den Plänen für einen Umbau könnte auch die Idee der so genannten Markenwelten wieder aufleben, wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist. Der Konzern mit seinen zwölf Marken gilt schon seit längerem als sperrig. Bei der Bündelung müsse darauf geachtet werden, dass keine Synergien verloren gingen, betonte der Insider. Unklar ist, wie die neue Struktur aussehen könnte.

Schon der frühere Konzernchef Martin Winterkorn hatte mit einem solchen Modell experimentiert. Anfangs sollte eine Premiumgruppe mit Audi, Bentley, Bugatti und Lamborghini und eine Gruppe mit den Volumenmarken VW, Skoda und Seat zusammengefasst werden. Später wurde überlegt, bestimmte Marken nach dem jeweiligen Baukastenprinzip zusammenzufassen, das sie verwenden.

Auch beim italienischen Konzern Fiat-Chrysler beschäftigt man sich aktuell mit einer Abspaltung. Die Zuliefer-Tochter Magneti Marelli, ein Elektronik-Spezialist, soll laut Insidern eigenständig an der Mailänder Börse gelistet werden, um mehr Flexibilität zu bekommen.

Der japanische Autoriese Toyota kündigte unterdessen in Genf an, wegen der sinkenden Diesel-Nachfrage 2018 ganz aus der Produktion dieses Antriebs für Personenwagen auszusteigen. Im vorigen Jahr hätten bei Toyota weniger als zehn Prozent der verkauften Wagen in dem Segment einen Dieselantrieb gehabt, Hybridantriebe hingegen einen Anteil von 41 Prozent.

(dpa/rtr)
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