Berlin Versicherer wollen mit Unfallmelder Kosten senken

Berlin · Der neue Dienst soll helfen, Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden und die Werkstätten der Versicherer besser auslasten.

Autoversicherer wollen Neukunden ab April einen Zusatzservice anbieten: Wer eine neue Police abschließt, kann künftig bei fast allen großen Anbietern den automatischen Unfallmeldedienst (UMD) dazu buchen. Dabei erhalten Fahrer einen intelligenten Stecker, den sie in den Zigarettenanzünder ihres Autos stecken können. Zusammen mit dem Smartphone und einer entsprechenden App überwacht der Stecker dann die Fahrt.

Kommt es zu einem schweren Unfall, bei dem der Fahrer womöglich bewusstlos ist, alarmiert der Stecker automatisch Rettungskräfte und Abschleppdienste. Sie können schneller als bisher vor Ort sein, was bei nächtlichen Unfällen in einsamen Gegenden von Vorteil sein kann. Über die aufgezeichneten Fahrdaten können die Helfer auch gleich auf die Schwere des Unfalls schließen. Bei Blechschäden oder Pannen kann der Autofahrer zudem die Helfer über den UMD gleich präzise an den richtigen Ort holen.

Laut Branchen-Kreisen soll das Notrettungssystem zum Nachrüsten nicht mehr als 20 Euro pro Jahr kosten. Die Branche hofft, bis zum Herbst 500.000 intelligente Stecker unter das Volk zu bringen. Einige Anbieter wollen den UMD auch an ihren Kfz-Schutzbrief binden. Betrieben wird der UMD vom Branchenverband GDV, der ihn morgen offiziell vorstellen will.

Die Branche verspricht sich von dem neuen Service wirtschaftliche Vorteile: Zum einen hofft sie, durch die direkte Alarmierung der Helfer die Anwälte außen vor zu lassen und teuere Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden. Zum anderen setzen die Versicherer darauf, die Unfallwagen verstärkt in die mit ihr verbundenen Werkstätten zu lotsen. Diese haben sich zu sparsamen Reparaturen verpflichtet, wohingegen fremde Werkstätten bisweilen mit Extra-Reparaturen die Schadensumme in die Höhe treiben. Als drittes versuchen die Versicherer, mit dem UMD frühzeitig den EU-Emergency Call (kurz eCall genannt) zu kontern. Ab Frühjahr 2018 muss jeder neue Pkw in der Europäischen Union ab Werk mit dem eCall ausgestattet werden. Die Versicherer fürchten, dass der eCall die Unfallwagen gerade nicht in ihre Partnerwerkstätten lenkt.

Jedoch hat der UMD gegenüber dem eCall Nachteile: Der automatische Notruf ist nur aktiv, wenn das Handy geladen ist und ein Netz hat. Der eCall braucht das nicht. Im Ausland funktioniert der UMD ohnehin nicht, in grenznahen Gebieten nicht zuverlässig. Zudem liefert der Fahrer mit dem eCall seine Daten nicht der Versicherung aus.

(RP)
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